Man macht es sich zu leicht, tut man Dubai als eine überspannte Neuauflage des Turmbaus zu Babels ab, oder gebraucht gar eines der latent chauvinistischen Schlagworte wie 'Disneyfizierung'. Gewiss, alles in dieser Stadt ist etwas zu imposant geraten, dem höchsten Hotel folgt die größte Shoppingmall, die längste Wasserrutsche der Welt kann nur durch das größte Landgewinnungsprojekt der Neuzeit gekontert werden; gewiß, in ihrer Einwanderungspolitik mit ihren alldreijährigen Bluttests und einer Arbeitsmarktregulation, die große Nähe zur früheren Tradition des Sklavenhandels aufweist, bietet diese Stadt der Superlative zahllose Angriffspunkte für schlagworttrunkene Mittelstandskritiker; aber wenn Kultur die Überwindung der Natur bedeutet, sind die Dubaiis die wahren Erben der Dekadenz, die jedoch zugleich mit jeder architektonischen Großtat einen aus ihrem Verständnis schlagenden Beweis für die Überlegenheit des Morgenlands zu liefern: Seht her, zu solchem ist ein Volk fähig, dem das Glück den Wohlstand und Allah die sittliche Überlegenheit geschenkt hat! Kann man natürlich kritisieren. Muß man aber nicht.
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