Mein Guru Sigmund Freud hat sich auch dazu umfassend geäussert. Es ist ganz einfach: eine »entwickelte Gesellschaft«, Zivilisation oder Kultur (wie Freud es immer nennt) setzt das Unglück der Menschen notwendigerweise voraus. Seine Bedürfnisse, seine Triebe müssen unbefriedigt bleiben, es muß »ungebundene Libido« entstehen, die dann zu »gesellschaftlich erwünschten« Zielen verwertbar ist: rackern wie blöd, Heldentod für's Vaterland, Jägerzaun ums Fertighaus, Wissenschaft, Philosophie, Kunst usw. Leider klappt das nur sehr unvollkommen, und es entsteht eine Triebspannung, die irgendwie aufgehoben werden muß. Und die effektivste, aber auch brutalste Möglichkeit ist - in Freuds Diktion - die »Intoxination«, die Droge, die in vielerlei Hinsicht schon kulturell gesehen an die Stelle der ursprünglichen Triebbefriedung getreten ist: die Junx und Mädels, die zusammen Komasaufen, ersetzen damit den Gruppensex, zu dem sie wegen der vielfältigen gesellschaftlichen Sexualrestriktionen keine Traute mehr haben. So isses nun mal. Zusammen saufen statt zusammen rumvögeln - das ist das Grundgesetz dessen, was wir unsere Kultur zu nennen pflegen. Nachzulesen in: »Das Unbehagen in der Kultur« von Sigmund Freud.
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