Das Ocean Drilling Programm ist, nach der Weltraumforschung, das größte internationale Wissenschaftsprojekt überhaupt. Ursprünglich von der amerikanischen National Science Foundation ins Leben gerufen, beteiligen sich inzwischen 22 Länder am ODP. Ein internationales Wissenschaftlergremium entscheidet darüber, welche Forschungsprojekte im Rahmen der einzelnen »Legs« untersucht werden und welche Gebiete die JOIDES jeweils ansteuert. In der Regel wechseln sich dabei die Schwerpunkte der Forschung ab. Je nach Gebiet können dies Untersuchungen zur Klimageschichte, zum Paläomagnetismus, zur Mikrofauna der Meeressedimente oder aber zur Tektonik von besonderen geologischen Formationen wie den mittelozeanischen Rücken oder Subduktionszonen sein.
Und nicht nur in Bezug auf die große Spannbreite der Forschungsgebiete, auch in puncto Finanzen ist das ODP kein Leichtgewicht: Immerhin 44,6 Millionen US-Dollar benötigt das Projekt pro Jahr, allein die JOIDES verschlingt an jedem Tag, den sie auf See verbringt, mehr als 120.000 Dollar. Doch der Aufwand - darin sind sich alle Beteiligten einig - lohnt sich: Schon jetzt verdankt die Geowissenschaft dem ODP einige der wichtigsten und überraschendsten Erkenntnisse ihrer Geschichte.
Dabei sind es nicht nur die Bohrkerne selbst, die den Erfolg des Projekts ausmachen, sondern auch und gerade die internationale Zusammenarbeit. Bruce Malfait, der Leiter des ODP an der Amerikanischen National Science Foundation drückte dies so aus: »Das ODP lässt die Welt schrumpfen.« Nach dem Motto: »Viele Köche machen den Brei erst richtig gut« sind auf jeder Fahrt der JOIDES nicht nur Forscher aus den verschiedensten Ländern sondern auch Vertreter der unterschiedlichsten Fachrichtungen mit an Bord. Von Geophysikern, Chemikern, Geologen bis hin zu Paläontologen und Mikrobiologen reicht das Spektrum derer, die gemeinsam an einem Bohrkern arbeiten.
Diese enge interdisziplinäre Zusammenarbeit, so zeigt sich immer wieder auf den Bohrfahrten der JOIDES, bringt viel mehr als die traditionelle Herangehensweise des »Jeder forscht in seinem Kämmerlein«. In regelmäßigen wissenschaftlichen Diskussionen und Präsentationen, aber auch beim sonntäglichen Barbecue an Deck der JOIDES, werden Ergebnisse ausgetauscht, Probleme besprochen, aber auch kritische Fragen gestellt. Die Forscher sind dadurch gezwungen, auch mal über den »Tellerrand« des eigenen, meist eng umgrenzten Forschungsgebiets zu schauen - und bekommen dabei immer wieder den Blick auf die großen Zusammenhänge, die Prozesse und Ereignisse, die die heutige Erde zu dem gemacht haben, was sie ist...
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