Als ich in diesem Frühjahr über den Karst, die bekannte Kalksteinhochebene des östlichen Krains, fuhr, bemerkte ich mit großem Erstaunen mitten auf der öden Fläche mehrere kleine Flüge der Felsentaube, der Stammmutter unserer Haustaube. Vergeblich spähte ich an den Abhängen des Gebirges, an welchen sich die Eisenbahn dahinzieht, um nach Triest zu gelangen, nach dem Vogel: gerade da, wo Felsenwände mehr oder minder steil gegen das Meer hinabfallen, war er nicht zu finden. Oben auf der Höhe des Karst vermochte ich keinen einzigen geeigneten Brutplatz zu erkunden; der breite Rücken des Gebirges zeigte außer den kesselförmigen Einsenkungen keine einzige höhere Felsenwand, wie unsere Taube sie liebt, sondern nur das dem Karst eigenthümliche Gewirr von Felsblöcken, welche sich hier und da höchstens bis zu fünfzig oder sechszig Fuß über die Ebene erheben, der Felsentaube aber doch bestimmt nicht zum Aufenthaltsorte dienen konnten. Das Räthsel wurde mir erst in Triest gelöst.
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