Meine Lieblingsbeschimpfung habe ich von Dieter erhalten, der eigentlich Eberhard heißt. Als ich ein halbes Jahr in einer Fabrik gearbeitet hatte, in einer Abteilung, die aufgrund ihrer vergleichsweise geringen intellektuellen Anforderungen hauptsächlich mit Ungelernten, Studenten und Behinderten besetzt war, begrüßte mich Kollege Dieter (Ich persönlich sprach ihn gerne mit Zippy an) eines morgen mit den Worten: »Morgen, du schwuler Hänfling!« Besonders unter den Studenten genoß Dieter eine geradezu kultische Verehrung, wozu auch seine meistenteils an den Tag gelegte Gutgelauntheit ihren Teil beitrug. Paolo, nach seinen eigenen Worten der schönste Vorarbeiter Mettmanns, hatte ihm den Refrain des Erasure-Hits 'Oh l'amour' beigebracht, den er zur allgemeinen Aufmunterung stets durch laszive Gesten begleitet in unerwarteten Momenten anzustimmen pflegte. Es war absolut unmöglich, von Dieter nicht begeistert zu sein, und über den Freakcharakter hinaus, den diese schemenhafte Beschreibung vielleicht evozieren mag, hatte er ein größeres Maß an Lebendigkeit bewahrt, als all wir sonderbaren Wave- und Ökogestalten, die in der lärmumtosten Halle ihrem Studienplatzwechsel entgegendämmerten.
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