»Sagmal, kennst du Liebermann?« frage ich Conni und bin noch kaum richtig wach. Wir: Conni, die Dorfhure und ich, schlafen gern gemeinsam, weil wir uns so gut verstehen: ich will nichts von ihr, sie will nichts von mir. »Erzähl mir deinen Traum später. Beim Frühstück!« Conni schläft wieder. »Jetzt darfst du erzählen!« »Was meinst du?« »Den Traum!« Gut, dass sie fragt. Sonst wäre der Traum ganz vergessen. Bei Liebermann ist es so - im Traum war es eine Strandszene - dass man von nah nichts erkennt, so grob ist der Pinselstrich. Je weiter entfernt, desto klarer alles. Ein heiterer Vormittag, rechts Wasser, links Bäume, und kaum versteckt - beide nackt - liegt ein Junge auf einem Mann. Eine heitere Rauferei, mit seinen Händen drückt er meine Hände zu Boden. Der im Licht glänzende, weiche Rücken, und vor allem dieser Po - ganz klar Abdal. Der Mann unter ihm - das kann nur ich sein. »War das alles?« »Da war noch mehr! Alles weg. Aber das Bild ist noch da. Und wie ich immer näher hinschaue und nur noch grobe Striche sehe.« »Du hast 'Liebermann' gesagt.« »So malt der nämlich. Auch nackte badende Knaben und so Sachen.«