Als der Hausmeister am Montagmorgen um halb sieben seine Runde machte um die Türen aller Gebäude aufzuschließen fand er zu seinem Entsetzen einen reglosen Körper vor dem großen Portal liegen.
Das Entsetzen legte sich schnell wieder, denn es kam hin und wieder vor, dass sich jemand diesen oder einen anderen ungewöhnlichen Platz zum Schlafen aussuchte.
Er setzte seine Runde fort. Schloss alle Türen auf, schaltete in einigen Gebäuden das Licht ein.
Als er wieder zurückkam um auch die Tür des Hauptgebäudes aufzuschließen, hatte der Schlafende den Ort seiner Nachtruhe noch immer nicht verlassen.
»Der muss aber einen gesunden Schlaf haben«, dachte sich Herr Ruckemeier, »Hat sicherlich am Wochende genug Geld zusammenbekommen, um sich einen ordentlichen Schnaps leisten zu können.«
Er setzte sich einen Moment auf den Sockel des Denkmals und betrachtete den Schlafenden aus einiger Entfernung.
Da kam auch schon Frau Schubert, die Sekretärin des Dekans, die montagsmorgens zumeist als erste die neue Woche einläutete.
Sie sah Hausmeister Ruckemeier am Denkmal sitzen, rief »Einen schönen guten morgen« und warf ein lockeres »heute wohl nicht viel zu tun« nach.
Ruckemeier deutete auf den Schlafenden. »Achso, jaja, dann gehe ich hintenrum«, erwiderte Frau Schubert und verschwand um die Ecke.
Der Hausmeister stand auf, schritt auf den ruhenden Mann zu und begann sich bemerkbar zu machen. Der Mann schlief so fest, dass er sich gar nicht rührte. Ruckemeier fasste ihn ganz vorsichtig mit der Linken an die Schulter, doch der Mann reagierte nicht.
So hartnäckig war bis dahin noch niemand gewesen. Er ruckelte ihn, doch der Mann rührte sich nicht.
Dann schloss er erstmal die Tür auf und schaltete das Licht in der Fakultät ein.
Ruckemeier beugte sich leicht über und sprach nun deutlicher und bestimmter zu dem Schlafenden.
Er lauschte auf eine Reaktion wartend, packte den Mann nun richtig an der Schulter, so dass er ihm genau ins Gesicht gucken konnte. Dabei sagte er noch einmal sehr laut »Guten Morgen, Zeit den Tagesgeschäften nachzugehen!«
Doch der Mann konnte ihn nicht mehr hören, wie Ruckemeier nun schlagartig klar wurde. Denn er hatte die Augen offen, blieb aber reglos am Boden liegen.
»Ich hab's immer gewusst«, dachte er nur noch »dass eines Tages mal einer von denen hier liegen bleibt und nur noch abgeholt werden kann.«
Er öffnete den Knopf seiner Handytasche am Gürtel, zog sein Diensthandy heraus und rief die Polizei an.
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