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Oliver schrieb am 2.3. 2009 um 16:25:37 Uhr über

Doping

Meiner Meinung gibt es theoretisch zwei Möglichkeiten, auf die Serie von Dopingskandalen quer durch die verschiedensten Sportarten zu reagieren. Eine davon ist realistisch, die andere nicht.

Fange ich mal mit der unrealistischen an: das wäre die radikale Rückkehr zum Amateurstatus, auf den Avery Brundage solchen Wert gelegt hat, wahrscheinlich wußte er schon, warum. Wenn es praktisch keine Möglichkeiten mehr gäbe, mit Sport reich zu werden und allein Rum und Ehre zu gewinnen wären, würde es zwar immer noch Einzelfälle von Doping geben, aber vermutlich nicht das flächendeckende Doping der letzten Jahre. (Obwohl man da vorsichtig sein muß: der kalte Krieg mit dem Wettstreit der Systeme und Weltanschauungen war ebenfalls eine Ursache für Doping.)

Der andere Weg wäre der, alle Mittel freizugeben, der Athlet würde dann natürlich auch voll auf eigene Verantwortung handeln. Die Freigabe ist natürlich eine Kapitulationserklärung, ein Akt der Resignation, aber es hat wohl keinen Zweck mehr, sich länger vorzumachen, daß ein sauberer Sport wirklich erreichbar ist, schon daß, was aufgedeckt wird, dürfte nur die Spitze des Eisbergs sein. Diejenigen, die mit verbotenen Substanzen operieren, scheinen den Kontrollinstanzen immer noch einen Schritt voraus zu sein.
Andererseits sind die Kontrollen in ihrem verzweifelten Bemühen, ein Netz um den Sportler zu legen, aus dem dieser nicht entschlüpfen kann, an einem Punkt angekommen, an dem das ganze unethisch wird. Ein Sportler soll auf Monate im Voraus angeben, wo er sich zu einer bestimmten Stunde (sic!) aufhalten wird; wenn Schäuble dergleichen für normale Bürger vorschlagen würde, gäbe es einen Sturm der Entrüstung, und das auch völlig zu recht. Einerseits wird der Sportler also mittlerweile auf eine Weise überwacht, die moralisch eigentlich nicht mehr vertretbar ist, andererseits scheint der Sportbetrug trotzdem immer noch möglich zu sein. Die ehrlichste Lösung wäre da, einzugestehen, daß der Kampf gegen Doping gescheitert ist und es dem Athleten freizustellen, auf was für Substanzen er zurückgreifen will - so wie es in fast allen anderen Berufszweigen ja auch schon längst gang und gebe ist.


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