Ich will nur von seiner Wohnung berichten, nicht davon, wie groß diese ist, wie unübersichtlich alles, dass nur eine Großtante oder Großmutter zugegen war - die ist immer da, im übrigen sind wir ganz unter uns, so Ilyas.
Mit etwas Herzklopfen bin ich zu ihm in den 3. Stock hinaufgestiegen, es war noch etwas vor der vereinbarten Zeit. Hinterher hat er hinunter mich begleitet durch ein anderes, ein rückwärtiges Treppenhaus, hat mir unten die Haustür geöffnet, hat mir auch den Zahlencode anvertraut, es gibt keinen Schlüssel, alles ist elektronisch. Im Fall dass ich wiederkommen will: hoch dann also 2 (zwei!) Stockwerke müsste ich nur wiederum, dann wäre es links, an die Wohnungstür links muss ich klopfen, indem die Klingel defekt ist.
Dass also das Zinshaus, wo der Ilyas und seine Sippschaft wohnt, an zwei Straßen zugleich sich befindet, an einer ansehnlichen, tiefer gelegenen, und einer ganz unansehnlichen und höher gelegenen, und die Haustür dort ist mit Graffiti beschmiert sogar - das ist mir fast erstaunlicher als die Tatsache, dass diese Großmutter oder Großtante den Enkel oder Neffen zum Rendezvous herausgeputzt hat geradezu.
»Komm herein, aber ganz fertig bin ich noch nicht!« und zwar ein Korsett saß noch nicht ganz so, wie es sein sollte.
Ins Schlafzimmer seiner Eltern wollte er mich führen! Dieses Schlafzimmer quoll über von orientalischem Prunk und Talmi, so dass ich darauf bestehen musste, in seinem eigenen Zimmer mit ihm zusammen zu sein. Da stellte es sich heraus, dass er eine eigene Wohnung sogar hat, welche zur anderen Straße hinausgeht. Diese Wohnung ist allerdings ganz vollgestellt mit allerhand schweren Kartons - das seien alles Flachbildschirme, die auf den Versand warteten - das Zimmer des Ilyas indes war, abgesehen von einem Poster mit einer ägyptischen Sängerin, ganz wie ein normales Bubenzimmer ausgestattet, mit einigen Fußball-Trophäen ausgeschmückt, insgesamt doch recht spartanisch, was einen reizvollen Gegensatz ergab zur üppigen Erscheinung des Ilyas, indem das Korsett den Bauch verbarg, dafür den Busen und vor allem den Po sehr schön betonte. Es ist eine laute Straße, so dass das Fenster geschlossen sein muss, auch war eine Jalousie herabgelassen und ein Vorhang vorgezogen. Ohne den Ventilator an der Decke wäre es unerträglich warm gewesen. Im Dämmerlicht dieses Zimmers schien seine Haut geheimnisvoll aufzuleuchten wie in einem Märchen, indem er sich, oder war es die Großmutter oder Großtante, sorgfältig eingecremt hatte überall, Dezent nur parfümiert war er übrigens, ich hatte da schon Befürchtungen, überhaupt wollte ich nichts als den Anblick genießen für eine Weile und das eigenartige Ambiente vor allem.
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