DER KRITISCHE MEDIENFORSCHER:
»Haben Sie das Kind da drüben beobachtet, diesen kleinen primitiven Wilden? Er kam hier herein als Verehrer von Burger Kings. Dann merkte er, das es keine freie Wahl gibt und dass er seine Zähnchen ebenso gut in Big Macs schlagen kann. Dann fiel ihm das Dankeslied heutiger Warenfetischisten ein: >Großer Bruder, Du bist immer da.< Dann wollte er noch mehr Glück: noch einen Big Mac. Nach den Kosten seines Glücks kann dieser kleine Wilde noch nicht fragen. Sein objektives Glück ist, dass seine Mutter kein enorm fettes, schwabbeliges Kind haben will. Deswegen ar-
1 be'tet sie daran, ihm Realismus und maßvolles Handeln beizubringen.«
DER ERSTE STUDENT:
»Sollten wir nicht zu den Medien kommen?«
DER KRITISCHE MEDIENFORSCHER:
,>Adorno schrieb über klassische Musik. Er verwendete als Beispiel den berühmten Dirigenten Arturo Toscanini. Auch der klassische Musikbetrieb kann eine Kulturindustrie sein. Man ging ins Konzert, um Toscanini dirigieren zu sehen. Toscanini war >Kult,.«
Er verteilt ein zweites Blatt:
ADORNO, Theodor W.: Der Fetischcharakter in der Musik und die Regression des Hörens (1938).
In: Ders.: Dissonanzen. Göttingen 1956, S. 19:
»Recht eigentlich betet der Konsument das Geld an, das er selber für die Karte zum Toscaninikonzert ausgegeben hat. Buchstäblich hat er den Erfolg @gemacht@, den er verdinglicht und als objektives Kriterium akzeptiert, ohne sich darin wiederzuerkennen. Aber >gemacht< hat er ihn
1 n cht dadurch, dass ihm das Konzert gefiel, sondern dadurch, dass er die Karte kaufte.«
DER NEOLI]3ERALE STUDENT: »Ich verstehe nicht, wieso es kein Nutzen des Toscaninikonzerts sein soll, wenn man Toscanini dirigieren sieht und das genießt.«
DER KRITISCHE MEI)IENFORSCHER:
»Adorno meinte, dass der reine Gebrauchswert eines Konzerts darin besteht, die Struktur der Musik zu hören und zu beurteilen und ebenso deren Interpretation. Das ist etwas anderes als die Verehrung des Maestros als Großem Fetisch. Wer den Maestro verehrt, betet lediglich einen Tauschwert an, einen Marktwert, denn man verehrt nichts anderes als das Geld, das man für das Ticket ausgegeben hat.«
62
DER ERSTE STUDENT.
»Ich bin nicht anfällig für Kulte oder Fetische. Ich Konzert gut oder schlecht sein wird. Wenn es schl hin.«
DER ZWEITE STUDENT:
»Das klingt wie der Spruch: @Stell Dir vor, es ist
hin<.«
Nachmittags
Rede des CEO der neuen Medienkonzern-Un
Da der Medienkongress neben der Wissenschaftle rum für Manager, Politiker und Fernsehjournalist hier der Vortrag eines Universitätsmanagers statt.
DER MOI)ERATOR:
»Sehr geehrte Herren Manager aus der Wirtscha Herren. Wie Sie dem Fernsehen entnehmen konnt dent seine Universität, eine der größten des Lande Medienkonzerne der Welt verkauft. Zusätzlich zu im Aufsichtsrat des Medienkonzerns hat er den Pos tral Executive officers der neuen Profit-Center üdie neue Konzern-Universität gegliedert wurde. H um Ihren Vortrag.«
DER UNI-CEO:
»Dass es zur Synergie zwischen dem Medienkonze sität kam, verdanken wir dem neu verhandelten ment on Trade in Services, dem weltweiten Abko rung des Handels mit Dienstleistungen, das unsere bewog, in den Welthandel mit Bildungscontent e GATS hat die alten staatlichen Bildungseinrichtu denn weltweiter Freihandel bedeutet, dass Nation Anbietet auftreten und damit andere Anbietet auss liche Bildungseinrichtungen, die eine kostenlose Bi sind 'etzt ebenso illegal wie der gesamte Sozialstaa nachtelligung privater Anbleter, nationaler und int liche Bildungsvorsorge darf es ebenso wenig mehr che Gesundheitsvorsorge. Es darf Oberhaupt keine staatliche Regelungen und Gesetze mehr geben. Die
|