PierreBoulez
Pierre BoulezPierre Boulez [ˈpjɛʀ buˈlɛz] (* 26. März 1925 in Montbrison, Département Loire) ist ein französischer Komponist, Dirigent und Musiktheoretiker.
Inhaltsverzeichnis [Verbergen]
1 Leben
2 Musik
3 Auszeichnungen (Auswahl)
4 Kompositionen
4.1 Kammermusik, Ensemble- und Orchesterwerke
4.2 Vokalkompositionen
5 Literatur
5.1 Schriften von Pierre Boulez
5.2 Schriften über Pierre Boulez
6 Weblinks
Leben [Bearbeiten]
Pierre Boulez 2008 Donaueschinger MusiktagePierre Boulez, der eigentlich erst Mathematik und technische Wissenschaften studieren wollte, wurde 1943 Kompositionsschüler von Olivier Messiaen am Pariser Konservatorium und studierte dann 1945/46 bei Andrée Vaurabourg, der Gattin von Arthur Honegger, und René Leibowitz. Er war 1946–1956 musikalischer Leiter des Ensembles Madeleine Renaud/Jean-Louis Barrault im Théâtre Marigny. 1951 beschäftigte er sich in der Groupe de Recherches Musicales von Pierre Schaeffer mit der Musique concrète und besuchte 1952 erstmals die Internationalen Ferienkurse für Neue Musik in Darmstadt. Dort wirkte er 1955–1967 als Dozent und als Dirigent des Darmstädter Kammerensembles.
1954 gründete er in Paris die Konzertreihe Domaine Musical, die er bis 1967 leitete, und wurde Gastdirigent des Südwestfunk-Orchesters in Baden-Baden. Außerdem lehrte er 1960–1963 an der Musikakademie in Basel und 1963 an der Harvard University in Cambridge (Massachusetts). 1966 debutierte er als Wagner-Dirigent mit dem Parsifal bei den Bayreuther Festspielen, wo er von 1976 bis 1980 den Ring des Nibelungen in der zunächst umstrittenen Inszenierung von Patrice Chéreau dirigierte.
1967–1972 wurde er Gastdirigent des Cleveland Orchestra, 1971–1975 leitete er das BBC Symphony Orchestra und 1971–1977 als Nachfolger von Leonard Bernstein das New York Philharmonic Orchestra. Er gründete in Paris am Centre Beaubourg das Institute de Recherche et de Coordination Acoustique-Musique (IRCAM), dessen Direktor er 1976–1992 war. Ebenfalls in Paris war er Gründer und 1976–1979 Leiter des Ensemble InterContemporain (EIC). Seit den 90er Jahren arbeitete Boulez als Dirigent in Konzerten und CD-Einspielungen überwiegend mit führenden Traditionsorchestern zusammen, unter anderem den Berliner Philharmonikern und den Wiener Philharmonikern. 2004 kehrte er als Dirigent des Parsifal (Inszenierung: Christoph Schlingensief) nach Bayreuth zurück.
Unter der Leitung von Boulez wurden am 17. Oktober 2008 auf den Donaueschinger Musiktagen beim Eröffnungskonzert Stücke von Fabián Panisello, Isabel Mundry und Enno Poppe mit dem SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg uraufgeführt und sein eigenes Werk Figures – Doubles – Prismes (1963/1968).
Pierre Boulez lebt in Baden-Baden. Seine Treue zu Baden-Baden dankte ihm die Stadt im Januar 2004 mit der Verleihung der Goldenen Ehrenmedaille.
Musik [Bearbeiten]
Neben Karlheinz Stockhausen und Luigi Nono gehört Pierre Boulez seit Mitte der 50er Jahre zu den herausragenden Vertretern der musikalischen Avantgarde, speziell der seriellen Musik. In seinen Kompositionen verbindet Boulez Rationalität und Logik mit den poetischen Traditionen der französischen Musik, insbesondere des Impressionismus. Seine erste Schaffensphase ist von einer äußerst kritischen Einstellung zum eigenen Werk wie zu den Kompositionen anderer geprägt. So störte er mehrfach mit Gleichgesinnten Aufführungen konservativerer Kollegen und zog zahlreiche Frühwerke wieder zurück. Aber auch später hat er seine älteren Werke immer wieder überarbeitet, so dass sie kaum endgültige Form erreichen, sondern immer nur Stufen eines kompositorischen Entwicklungsprozesses darstellen. Folgerichtig entstand kein Hauptwerk.
Auszeichnungen (Auswahl) [Bearbeiten]
26 Grammys
1976: Prix France-Allemagne
1979: Ernst von Siemens Musikpreis
1983: Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst
1985: Léonie-Sonning-Musikpreis
1989: Praemium Imperiale von der „Japan Art Association“
1992: Theodor-W.-Adorno-Preis
1995: Preis der deutschen Schallplattenkritik
1995: Künstler des Jahres von der englischen Musikzeitschrift The Gramophone
1995: Ehrung bei den Victoires de la Musique in Frankreich
1995: Polar Music Prize
1996: Berliner Kunstpreis
2002: Glenn-Gould-Preis
2004: Goldene Ehrenmedaille von Baden-Baden
2008: Deutsch-Französischer Kulturpreis
2009: Kyoto-Preis
Kompositionen [Bearbeiten]
Kammermusik, Ensemble- und Orchesterwerke [Bearbeiten]
12 Notations (1945) für Klavier
Bearbeitungen für Orchester:
Notations I-IV (1978; revidiert 1984)
Notation VII (1997)
Klaviersonate Nr. 1 (1946)
Sonatine für Flöte und Klavier (1946)
Klaviersonate Nr. 2 (1947)
Livre pour quatuor (1948/49) für Streichquartett
Polyphonie X (1951) für 18 Instrumente
Études (1952) für Tonband
Structures für zwei Klaviere
Livre I (1952)
Livre II (1956–1961)
Schauspielmusik (1955) zur Orestie-Übersetzung von Paul Claudel
Klaviersonate Nr. 3 (1955–1957)
Strophes (1957) für Orchester
Weiterentwicklung (1960–1962): Don (Text: Stéphane Mallarmé; siehe unter Vokalkompositionen)
Doubles für Orchester (1958)
Erweiterung (1964): Figures-Doubles-Prismes
Eclat für 15 Instrumente (1965 ff.)
Domaines für Klarinette solo (1961–1968)
Fassung für Klarinette und 21 Instrumente in sechs Gruppen
Neubearbeitung: Dialogue de l’ombre double
Fassung für Klarinette und Elektronik (1982–1985)
Fassung für Fagott und Elektronik (1995)
Livre pour cordes für Streichorchester (1968 ff.)
Multiples (1970 ff.)
…explosante-fixe…
Fassung für Flöte, Klarinette und Trompete (1972)
Bearbeitung der Flötenstimme: Mémoriale für Flöte und acht Instrumente (1985)
Fassung für Flöte, Klarinette, Trompete, Harfe, Vibraphon, Violine, Viola, Violoncello und Elektronik (1973)
Bearbeitungen der Violinstimme:
Anthèmes (1991) für Violine
Anthèmes II (1997) für Violine und Elektronik
Fassung für Vibraphon und Elektronik (1986)
Schauspielmusik (1974) zu Ainsi parla Zarathoustra von Jean-Louis Barrault (nach Friedrich Nietzsche)
Mémoriales (1973–1975) für Orchester
Rituel in memoriam Bruno Maderna für Orchester (1975)
Messagesquisse (1976/77) für Solo-Violoncello und sechs Violoncelli
Fassung für Solo-Viola und sechs Violen (2000)
Répons (1981) für sechs Instrumentalsolisten, Kammerensemble, Computerklänge und Live-Elektronik
Dérive I (1984) für Flöte, Klarinette, Klavier, Vibraphon, Violine und Violoncello
Initiale (1987; revidiert 1992) für sieben Blechbläser
Dérive II (1988; revidiert 2006) für elf Instrumente
Incises (1994; revidiert 2001) für Klavier
Neubearbeitung und Erweiterung: Sur Incises (1996/98) für drei Klaviere, drei Harfen und drei Schlagzeuger
Vokalkompositionen [Bearbeiten]
Le visage nuptial. Text: René Char
Fassung für Sopran, Alt und Kammerorchester (1946)
Fassung für Sopran und großes Orchester (1950/51)
Le soleil des eaux. Text: René Char
Hörspielmusik (1948)
Kantate (1950)
Le marteau sans maître (1952–1955) für Altstimme, Altflöte, Gitarre, Vibraphon, Xylorimba, Schlagzeug und Viola. Text: René Char
avant «l'Artisanat furieux» – Commentaire I de «Bourreaux de solitude» – «l'Artisanat furieux» – Commentaire II de «Bourreaux de solitude» – «Bel édifice et les pressentiments» version première – «Bourreaux de solitude» – après «l'Artisanat furieux» – Commentaire III de «Bourreaux de solitude» – «Bel édifice et les pressentiments» double
Uraufführung 1955 in Baden-Baden, Leitung: Hans Rosbaud, Symphonieorchester des Südwestfunks
Pli selon pli. Portrait de Mallarmé (1957–1962; revidiert bis 1989). Texte: Stéphane Mallarmé
1. Don (1960–1962) für Sopran und Orchester. Text: «Don du poème» («Je t’apporte l’enfant d’une nuit d'Idumée!»; Oktober 1865, Erstdruck April 1884)
2. Improvisation I sur Mallarmé (1957) für Sopran und Kammerensemble. Text: «Le vierge, le vivace et le bel aujourd’hui» (Erstdruck März 1885)
3. Improvisation II sur Mallarmé (1957) für Sopran und Kammerensemble. Text: «Une dentelle s’abolit» (Erstdruck Januar 1887)
4. Improvisation III sur Mallarmé (1959) für Sopran und Orchester. Text: «A la nue accablante tu» (Erstdruck April/Mai 1895)
5. Tombeau (1959) für Sopran und Orchester. Text: «Tombeau» («Le noir roc courroucé que la bise le roule»; Erstdruck Januar 1897)
Über das, über ein Verschwinden (1969; Komposition von Clytus Gottwald für Chor nach einem Text von Pierre Boulez in memoriam Theodor W. Adorno).
cummings ist der dichter (1970; revidiert 1986) für 16 Solostimmen (4S.4A.4T.4B) oder gemischten Chor und 27 Instrumente. Texte: Edward Estlin Cummings (aus den Poems 1923–1954)
Literatur [Bearbeiten]
Schriften von Pierre Boulez [Bearbeiten]
Boulez on Music Today. Faber & Faber, London 1971, ISBN 0-571-09420-1 (Übersetzung: Susan Bradshaw und Richard Rodney Bennett)
Anhaltspunkte. Belser, Zürich 1976, ISBN 3-7630-9016-9
Wille und Zufall. Gespräche mit Célestin Deliège und Hans Mayer. Belser, Stuttgart 1977, ISBN 3-7630-9024-X (Übersetzung: Josef Häusler und Hans Mayer)
Leitlinien. Gedankengänge eines Komponisten. Kassel 2000, ISBN 3-7618-2009-7 (Übersetzung: Josef Häusler)
Jean-Jaques Nattiez (Hrsg.): Dear Pierre – cher John. Pierre Boulez und John Cage – der Briefwechsel. Hamburg 1997 ISBN 3-434-50098-7 (Übersetzung: Bettina Schäfer und Katharina Matthewes)
Schriften über Pierre Boulez [Bearbeiten]
Martin Demmler: Komponisten des 20. Jahrhunderts. Reclam, Stuttgart 1999, ISBN 3-15-010447-5 (S. 46ff.)
Jean-Noel von der Weid: Die Musik des 20. Jahrhunderts. Insel-Verlag, Frankfurt am Main & Leipzig 2001, ISBN 3-458-17068-5 (S. 272ff.)
Weblinks [Bearbeiten]
Commons: Pierre Boulez – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Literatur von und über Pierre Boulez im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
„Die Note ist wichtiger als der Ton“, Focus-Interview mit Pierre Boulez, 19. Januar 2009
Pierre Boulez bei der Universal Edition
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Normdaten: PND: 118514024 (PICA) | LCCN: n50042119 | VIAF: 24569478 | WP-Personeninfo
Personendaten
NAME Boulez, Pierre
KURZBESCHREIBUNG französischer Komponist, Dirigent und Musiktheoretiker
GEBURTSDATUM 26. März 1925
GEBURTSORT Montbrison, Département Loire
Von „http://de.wikipedia.org/wiki/Pierre_Boulez“
Kategorien: Französischer Komponist | Komponist (20. Jahrhundert) | Dirigent | Interpret (Neue Musik) | Grammy-Preisträger | Kyoto-Preisträger | Träger des Bundesverdienstkreuzes (Ausprägung unbekannt) | Träger des Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um das Land Wien | Träger des Pour le Mérite (Friedensklasse) | Träger des österreichischen Ehrenzeichens für Wissenschaft und Kunst | Person (Baden-Baden) | Geboren 1925 | Mann
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