Zwei Geschichten von der strengen Fee
Einmal begegnete die strenge Fee einem Waisenkind, das hatte nicht Vater noch Mutter mehr, wie die Bezeichnung Waisenkind bereits ausdrückt. »Deinen Wunsch!« herrschte die strenge Fee das Kind an, doch das Kleine war so überwältigt von Angst und Schmerz, daß es vor lauter Schluchzen nichts hervorbrachte. »Dann fick Dich doch ins Knie,« blaffte die strenge Fee, raffte ihren nachtgrauen Faltenumhang und ließ das Kind stehen.
Ein anderes Mal kam die strenge Fee in ein Dorf, da alle Leute Hungers litten, denn es waren große Unruhen über das Land gekommen. »Verkacktes Drecksnest hier!« schimpfte die strenge Fee und stocherte mit ihrem Zauberstabe die Lehmklütern von ihren schweren Schuhen. Da gewahrte sie eine alte Frau, die kauerte in einer Mauerecke und fror zum Gottserbarmen, denn sie hatte nur Lumpen an. »Los, wünsch Dir was!« herrschte die strenge Fee die Greisin an. Da mümmelte die arme Alte: »Brot...Brot.. Nur ein wenig Brot...« Die Augen zum Himmel verdreht, schwang die strenge Fee ihren bleiernen Zauberstab, vollführte damit ein paar abgehackte Bewegungen und schon war die Greisin beschert. Als diese jedoch gierig in das Brot hineinbiß, hub sie ein großes Klagen an, und sie spuckte ihre letzten Zähne in den Straßenkot. »Du hast nichts von frischem Brot gesagt, du Vettel!« schnaubte die strenge Fee und verließ die Jammernde.
|