Die Erde bebt`, aufging darob der Himmel.
Anjetzo darf's dir nicht mehr schwierig scheinen,
Wenn ich gesaget, dass gerechte Rache
Dann von gerechtem Hof gerochen worden.
Doch jetzt seh` ich, wie sich in einem Knoten
Versteiget von Gedanken zu Gedanken
Dein Geist, draus er mit Sehnsucht harrt auf Lösung.
Du sagst: Wohl unterscheid` ich, was ich höre,
Doch warum solche Weise Gott zu unsrer
Erlösung üben wollte, bleibt mir dunkel.
Sothaner Rathschluss, Bruder, ist verborgen
Den Augen aller Jener, deren Geist noch
Nicht ist erstarket in der Liebe Flamme.
Und in der That, weil man nach jenem Ziel hin
Viel schaut und wenig noch erblickt, verkünd' ich,
Warum am würdigsten war diese Weise.
Die Güte Gottes, die, jedwede Missgunst
Verschmäh'nd, aus sich hervor die eigne Gluth sprüht,
Entwickelt ihre ew'gen Herrlichkeiten.
Das, was von ihr unmittelbar entträufelt,
Hat dann kein End' auch, weil sich nie verändert
Ihr Eindruck, wenn sie selber hat gesiegelt.
Das, was von ihr unmittelbar herabfliesst,
Ist ganz und gar auch frei, weil es der Macht nicht
Der neugeschaffenen Dinge unterlieget.
Es gleicht ihr mehr, und drum gefällt's ihr mehr auch,
Weil jene heil'ge Gluth, die alle Dinge
Ausstrahlt, in ähnlichern lebend`ger lodert.
Durch diese Dinge sämmtlich wird bevortheilt
Das menschliche Geschöpf, und fehlt das Eine,
So muss von seinem Adel es entsinken.
Die Sünd` allein beraubet es der Freiheit
Und macht unähnlich es dem höchsten Gute,
So dass es minder glänzt in seinem Lichte,
Und nimmer kehrt in seine Würd` es wieder,
Wenn es nicht ausfüllt, was die Schuld geleert hat,
Für schlimm Gelüste durch gerechte Strafen.
Als ganz in ihrer Wurzel hat gesündigt
Die menschliche Natur, ward dieser Würden
So wie des Paradieses sie beraubet
Und herzustellen war sie nicht, wenn scharf du
Aufmerken willst, auf irgend einem Wege,
Ohn' eine dieser Furthen zu durchgehen,
Dass Gott allein aus Gütigkeit entweder
Verziehn hätt`, oder aus sich selbst die Menschen
Genug gethan für ihre Thorheit hätten.
Heft` jetzt die Augen innerhalb des Abgrunds
Des ew'gen Raths, so viel als es dir möglich,
Dich angestrengt an meine Worte haltend.
Nicht konnte innerhalb der eignen Grenzen
Der Mensch genug thun, weil er nicht, durch Demuth
Gehorchend, dann so weit herab gehn konnt`, als
Er ungehorsam erst zu steigen suchte
Und solches ist der Grund, warum's dem Menschen
Genug zu thun verwehrt war aus sich selber.
Gott also war es, der durch seine Wege
Zu unversehrtem Sein erneuern musste
Den Menschen, sei's durch Einen, sei's durch Beide.
Doch weil um so genehmer ist die Handlung
Des Handelnden, je mehr in ihr sich darstellt
Des Herzens Trefflichkeit, draus sie hervorging,
War's göttlicher Vollkommenheit, die Form ist
Der Welt, gefällig, auf all` ihren Wegen
Vorschreitend, wiederum euch aufzurichten
Und zwischen letzter Nacht und erstem Tage
Gab's herrlicher und hehrer kein Verfahren
Durch Diesen oder Jenen, noch wird's geben.
Denn gütiger war Gott, sich selber schenkend,
Dass er den Menschen aufzustehn befäh'ge,
Als wenn er aus sich selbst vergeben hätte.
Dante Alighieri
(der Itaker mit den grossen Ohren)
Sein Paradies, sein Siebenter Gesang, aber meine Lorbeeren, Ätsch !
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