Springerstiefel hatte während meiner Schulzeit ein Einziger: Der war bei der GST tatsächlich zum Fallschirmsprung zugelassen worden. Einerseits war er klein genug, andererseits auch derart anpassungsfähig, dass er in jede Crew passte. Eigentlich gab es in der Klassenstufe nur drei, von denen jeder wusste, dass sie zur Armee wollen. Er, weil er Adrenalinjunkie war, tatsächlich immer auf dem Sprung. Der fühlte sich nur mit Gestrüpp am Leib wohl, wenn er durch die Elbwiesen schlurfte. Kitesurfen gab es noch nicht. Joe, weil er sich als zweiten Che Guevara sah, während er Musik auflegte ohne selber tanzen zu können. Von so viel Technik wagte damals noch keiner zu träumen, dass keine Pausen entstanden wären, ohne Playlisten vorab zu fixieren. Da er aber immer auf der aktuellen Stimmung schwamm, hätte er sich mit Vorgefertigtem in Grund und Boden geschämt, sobald nur ein Einziger die Tanzfläche verlässt. Der war extrem weit weg in solchen Momenten, weiter weg als jeder Chirurg es später war. Dabei gab es damals weder Koks noch anderen Stoff. Und Heiner, der als Exwessie seine Familie schockieren wollte. Dass Heiner nicht genommen wurde, war auch allen vorher klar. Der bekam dann Geschichtslehrerstudienangebote verpasst. So viel zur freien Studienwahl. Joe hab ich später in Andre Georgi wiederzuentdecken versucht. Der wurde dann auch prompt Stadionsprecher und Greenkeeper in Meißen. Springerstiefel trug übrigens auch diese schwarze Gazelle, die der Klum mal Gesellschaft geleistet hatte, Bruce Darnell. Ich durfte ihm zehn Minuten in die Augen schaun bei einer Pressekonferenz. Die gehören zu den schönsten Momenten meines Lebens. Er hatte dieselbe Leichtigkeit, die du nur findest, wenn du mit den Stiefeln tatsächlich schon gesprungen bist. Der federnde Schritt unterscheidet dich von jedem Anderen.
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