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baumhaus schrieb am 27.4. 2008 um 22:46:55 Uhr über

Deutschstunde

Ich weiß nicht, warum. Aber alle meine Deutschlehrerinnen (ich hatte keinen einzigen männlichen Deutschlehrer, fällt mir da gerade auf) haben mich als ihren persönlichen Musterschüler vergöttert. Ich mußte gar nichts tun - ein dahingeschmierter Aufsatz war Grund genug, mich vor der ganzen Klasse in den Himmel zu loben. Ein schlecht vorbereiteter Vortrag brachte Einsen, 15 Punkte - auch, wenn ich nicht einmal das Buch gelesen hatte, über das ich referieren sollte. Meine letzte Deutschlehrerin in der 12. Klasse war regelrecht empört, daß ich im Abituraufsatz (Klaus Mann, Mephisto) nur 13 Punkte erreicht hatte: Sie hätte mir ja wie gewohnt 15 gegeben, aber der Zweitkorrektor - naja, der hätte halt keine Ahnung gehabt. Um so enttäuschter war sie, als ich ihr zum Abiball erklärte, daß ich weder Anwalt noch Poet werden will.
Deutschstunden habe ich immer als langweilige Quasselrunden in Erinnerung. Man zerkaut irgend einen literarischen Standardbrocken mit gehobenen Zähnen, wie ein Fettleibiger die ihm verordnete Diätkost. Das einzige Buch, das mir wirklich Spaß gemacht hat, war Orwell, Animal Farm. Aber halt. Das war in Englisch. Und jetzt bemerke ich gerade, daß ich auch ausschließlich EnglischlehrerINNEN hatte. So eine Erleuchtung zum späten Abend!


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