**Frühjahr 1991 – Erstes Gespräch**
*Ein Altbau. Hohe Decken. Linoleumboden. Der Geruch von Filterkaffee und ein Hauch von Papier.*
*Ein Schild an der Tür: „Dr. J. Mertens – Psychologische Praxis“.*
Sie sitzt auf dem Stuhl, nicht der Couch.
Couch ist für Leute, die sich fallen lassen wollen.
Sie will sich *halten*.
Der Psychologe fragt:
„Was führt Sie her?“
Sie antwortet:
„Ich bin nicht traurig. Ich bin… leer.“
Und dann:
„Ich funktioniere noch. Das ist Teil des Problems.“
Die Hände ruhen im Schoß. Die Stimme ist kontrolliert, fast wie im Studio.
Nur dass hier niemand zuhört, um informiert zu werden.
Hier wird zugehört, um zu *verstehen*.
Ein fremdes Konzept.
Sie spricht über das Schweigen nach dem Studio.
Über die Art, wie Menschen einen nicht mehr erkennen, wenn man nicht mehr im Fernsehen ist.
Über das Gefühl, aus dem eigenen Leben entlassen worden zu sein. Ohne Abspann.
Der Psychologe sagt:
„Sie definieren sich sehr stark über Ihre Rolle.“
Sie sagt:
„Es war keine Rolle. Es war... das, was blieb.“
Er gibt ihr einen Zettel mit einem Terminvorschlag für nächste Woche.
Sie nimmt ihn, faltet ihn einmal, sehr exakt.
Dann steht sie auf, sagt höflich danke, fast entschuldigend, als hätte sie die Zeit des Raums gestört.
Draußen blüht der erste Flieder.
Drinnen bleibt der Stuhl noch
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