Eigenlob
Ein Kaufmann hatte sich von einem Fabrikanten eine Sorte Tabak aufhängen lassen, der so schlecht schmeckte, dass jeder, der ihn einmal versucht hatte, es gewiss nicht zum zweiten Male tat, wenn e nicht beabsichtigte, das gräuliche Ungeziefer in Feld, Wald und Wiese durch den Geruch zu verscheuchen.
Man nannte die Sorte nicht mit Unrecht »Stinkadora« - und es war deshalb kein Wunder, dass der Kaufmann schlechte Geschäfte machte mit den grünen Paketen, die das edle Unkraut enthielten. Darum kam er auf den schlauen Einfall, es mit einer andern Farbe zu versuchen.
Er packte deshalb die Sorte in rosenrotes Papier, ließ mit großen Buchstaben darauf drucken: »Dieser Tabak lobt sich selber«, und legte eine Reihe dieser schönen Pakete in das Schaufenster.
»Das muss ja ein feiner Tabak sein, den der Kaufmann nicht anzupreisen braucht, und der sich selbst lobt.«, dachte mancher, der vorüberging - und nahm sich ein rotes Paket mit. Aber bald wurde er gewahr, dass die roten Pakete so schlecht waren wie die grünen.
Einer der Käufer aber ärgerte sich besonders darüber, er ging zum Kaufmann und machte ihm arge Vorwürfe über die ungehörige Aufschrift der Pakete. Der Kaufmann aber verzog keine Miene und erwiderte mit großer Ruhe: »Lieber Freund; es ist doch so: Dieser Tabak lobt sich selber. Aber du weißt doch auf: Eigenlob stinkt!« Der Käufer war entwaffnet.
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