In diesem Kelch nun sind 3 Männer und eine Frau zusammengekommen, um sich einer kleinen Passion hinzugeben. Es werden Bögen geharzt, Saiten gestimmt und nach einem kleinen Moment stiller Konzentration beginnt man mit dem dritten Satz des Opus 132 eines gewissen L.v.B., das Sonnenlicht (es ist Mittagszeit) spielt mit den sich auf und ab bewegenden Bögen sein eigenes Schattenstück auf dem Dielenboden, was die Bratschistin für einen Moment aufmerken läßt, sie jedoch nicht von ihrem makellosen, vibratoarmen Spiel ablenkt (es ist keineswegs so, daß Vibrato etwas mit innigster Empfindung zu tun haben muß) und nachdem der Satz zuende gespielt ist verharrt man noch eine kleine Weile in dem karg eingerichteten Zimmer um dann die Bögen abzuspannen und die Instrumente wieder einzupacken. Kein Wort wurde gesprochen, der Cellist winkt sich auf der Straße ein Taxi heran, er hat am Nachmittag an einer öffentlichen Aufführung des Adagios für Streicher Opus 11 von Barber mitzuwirken (es handelt sich um eine Trauerveranstaltung von Staates wegen) und überlegt sich, ob er angesichts dessen nicht lieber krank werden soll, verwirft dies jedoch ob der eben gespielten und gehörten Musik, die ihn neue Kraft fühlen ließ. Die Bratschistin beschliesst, daß es Zeit für einen guten Einspänner sei und strebt einem nahegelegenen Kaffeehaus zu, wir wollen die Szene hier nun verlassen und blenden langsam aus ...
|