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Bokito leidet - Tierschützer in Sorge
Gorilla erbricht - Rotterdamer Zoo hält Zustand für unproblematisch
Von A. Maschewski
Berliner Tierfreunde und Tierschützer sorgen sich um das Wohl des neunjährigen Gorillas Bokito, der vor fast zwei Monaten den Berliner Zoo verlassen mußte, um Inzucht in der bestehenden Affen-Gruppe zu vermeiden. Nach einem Zwischenstopp im Serengeti-Park Hodenhagen (Niedersachsen) traf Bokito schließlich vor etwa einem Monat im Zoo von Rotterdam ein, wo er mit zwei Weibchen zusammengeführt werden soll. Im Frühjahr 2006 soll die Gruppe in den umstrittenen Zoo von Shanghai übersiedeln, was zu massiven Protesten geführt hat.
Nun hat sich Tierfreundin Petra Gotzler aus München bei der Tierschutzorganisation »Pro Wildlife« gemeldet und berichtet von dem ihrer Meinung nach beklagenswerten Zustand des Affen. Gotzler kennt Bokito noch aus Berlin und erzählt, daß sie vor etwa einer Woche in Rotterdam drei Stunden vor seinem Gehege verbracht habe: »Bokito hat fast ununterbrochen erbrochen.« Der Gorilla habe bereits sichtbar abgenommen. Sandra Altherr von der Organisation Pro Wildlife sagte gestern: »Wenn das starke Erbrechen bei Bokito nicht organisch bedingt ist, dann liegt eine Verhaltensstörung vor, die aus dem Streß der vergangenen Wochen resultiert.«
Ein Sprecher des Rotterdamer Zoos sagte gestern: »Bokito geht es sehr gut, und es gibt absolut keine Probleme. Momentan ist er noch allein in seinem Käfig, hat Sichtkontakt zu den anderen Gorillas. Aber morgen soll er mit dem ersten Weibchen zusammengeführt werden.« Den Umstand, daß Bokito sich mehrmals erbrochen habe, hält er nicht für außergewöhnlich: »Natürlich hat der zweimalige Umzug Bokito gestreßt, aber ich war vorhin bei ihm, und da wirkte er sehr aktiv.«
Auch Reimon Opitz, Chef des Berliner Affenhauses, macht sich Sorgen. Er hat Bokito einst per Hand aufgezogen. »Es ist bekannt, daß Gorillas sich erbrechen, wenn sie Streß haben, aber auf dem Foto, das ich gesehen habe, sieht Bokito nicht gut aus«, sagte Opitz. »Das mit Hodenhagen war einfach zu viel. Sollte ich weiter schlechte Nachrichten hören, dann werde ich mal nach Rotterdam fahren. Und ich bin absolut dagegen, daß Bokito nach China soll.« Heiner Klös, Kurator im Zoo Berlin, sagte gestern, man vertraue auf Rotterdam, da dieser Zoo große Erfahrungen mit Gorillas habe.
Nicht nur in Berlin wird über das Schicksal der drei Gorillas diskutiert, selbst auf niederländischen Internet-Seiten tauschen sich Tierfreunde darüber aus. Tatsächlich hat der Streit um Bokito laut Pro Wildlife schon eine weitreichende Konsequenz gehabt. »Christian Schmidt, Direktor des Zoos Frankfurt, ist nicht mehr länger Koordinator des Erhaltungszuchtprogramms europäischer Zoos (EEP) für Gorillas«, so Sandra Altherr. »Wegen der Abschiebung nach Shanghai und dem Zwischenstopp in Hodenhagen war er mächtig in die Kritik geraten.« Pro Wildlife hofft nun, daß der Dachverband der europäischen Zoos (EAZA) und das EEP ihre Entscheidung überdenken und die drei Gorillas innerhalb der EU vermittelt werden. Außerdem ist zu hoffen, daß die heutige Zusammenführung mit dem ersten Weibchen gut funktioniert und nicht noch für zusätzlichen Streß bei Bokito sorgt.
(Berliner Morgenpost vom 24. 10. 2005)
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