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ARD-Ratgeber schrieb am 8.3. 2003 um 21:34:19 Uhr über

DerJungeMitDerGitarre

Diesen Text haben wir bei Spiegel-Online geklaut. Er ist somit ein Netzfundstück:

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GRAND-PRIX-VORRUNDE

Ausgerechnet »dub du dubn da dap da«

Von Marianne Wellershoff

Die Blüte des »Grand Prix d'Eurovision de la Chanson« rund um die Jahrtausendwende scheint schon wieder verwelkt. Gerade mal 5,5 Millionen Menschen wollten am Freitagabend noch den deutschen Vorentscheid sehen. Eine Gewinnerin gab es trotzdem: Lou.

Hamburg - Ausgerechnet Lou, die vor zwei Jahren schon bei der »Grand Prix«-Vorrunde gescheitert war. Ausgerechnet eine Komposition von Ralph Siegel, der Deutschland im vergangenen Jahr mit einem 21. Platz bei der Länderausscheidung blamierte. Ausgerechnet ein Songtext, der mit »dub du dubn da dap da« beginnt und mit der Aufforderung »Let's Get Happy« die Irak-Krieg-Rezessions-Trübsal-Stimmung überwinden will.
Mit ihrer Wahl haben die Zuschauer (Übertragung aus der Kieler Ostseehalle, Freitag 20.15 Uhr, ARD) dafür gesorgt, dass Deutschland es im Mai beim Länderwettkampf in Riga sehr schwer haben wird. Die »maßgeblichen deutschen Plattenfirmen«, so der Moderator Axel Bulthaupt, hatten 14 Sängerinnen, Sänger und Bands ins Rennen geschickt, einige wurden von »Pressepartnern« wie »Taz«, »Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung« oder »Bild« unterstützt. Im üblichen Halbplayback trugen die Teilnehmer allesamt Konventionelles vor - mal klang es etwas mehr nach Schlager (wie »Let's Get Happy«), mal mehr nach R&B (wie Beatbetriebs »Woran glaubst Du?«), mal nach Hübsch-Rock (Troje mit »Liebe macht Spaß«).



Gerne wurde auch kopiert: Charlemaine versuchte sich, vergeblich, mit »Life« als Tina-Turner-Kopie und schien, erfolgreicher, den gleichen Friseur aufgesucht zu haben wie Naomi Campbell. Die Stuttgarter Boygroup Freistil, die vom Pur-Sänger Hartmut Engler beraten wird, imitierte mit »Hörst du meine Lieder« den Mannheimer R&B-Helden Xavier Naidoo - ein Unternehmen, an dem auch schon Nektarios bei »Deutschland sucht den Superstar« scheiterte. Elmar Brandt kopierte, natürlich, mit seiner »Gerd Show« den Bundeskanzler, der derzeit allerdings nicht so übel dasteht, wie der Steuersong suggeriert. Vorbildlos entsetzlich war allein Isgaards pathetisches Esoterik-Geheule.

»Deutschland sucht den Supersong« hatte der Moderator Bulthaupt zu Anfang der Sendung verkündet, aber gefunden wurde er leider nicht. Denn die meisten Kompositionen waren so einfallslos, dass mehrere Lieder (darunter Lous »Let's Get Happy« und Senaits »Herz aus Eis«) mit dem billigsten aller Tricks verlängert wurden: Die Refrainmelodie wird flott ein paar Töne nach oben geschoben, und eine Minute ist gewonnen.

Und dann kam noch, es war zu befürchten, der Superstar-Juror Dieter Bohlenich bin ein Steigbügelhalter für die Künstler«) in die Sendung - ein Komponist, der es nicht nötig hat, andere zu imitieren, weil er sich nämlich am liebsten selbst kopiert. Bulthaupt wollte von ihm wissen, warum denn wohl so viele Grand-Prix-Teilnehmer Balladen ausgewählt hatten. Und ob das »gut oder schlecht« sei (wofür eigentlich? Für den Zuhörer? Für die Show? Für die Chancen in Riga?)? Bohlen erklärte, mit Balladen könne man zeigen, »dass man singen kann und Gefühl hat«. Er selbst trug dann mit Modern Talking seinen neuen Song »TV Makes a Superstar« vor, der keine Ballade ist, was auch immer das zu bedeuten hat.


Aber Siegels »Let's Get Happy« ist ja auch keine Ballade, sondern ein schnellerer Schlager mit sehr tiefen Wurzeln in den siebziger Jahren, als man noch, wie im Song zu hören, »Discothek« sagte statt »Club«. Wohl deshalb erinnerte Lous weißer Hosenanzug an John Travoltas Samstagnacht-Outfit. Ein bißchen tragisch nur, dass das alles ernst gemeint ist.

Textlich ließen sich die Stücke in zwei Kategorien einteilen: Liebe und politisch Korrektes. Wobei die Zuordnungen überraschten: Die von der »Taz« unterstützte Sängerin Senait trug ein Liebeslied vor, die von der türkischen Zeitung »Hürriyet« protegierte Münchner Band Tagträumer (Andy Jonas und Aydin, Gesang; Achim Erz, Schlagzeug; Markus Burchert, Bass) widmete ihren dreisprachigen Song »Living in a Perfect World« den »Menschen im Irak«.

Nun also fährt Lou im Mai nach Riga und Ralph Siegel auch. Freitagabend abend hat sie versprochen, sie werde bei der Endausscheidung »alles geben«. Vermutlich wird das nicht reichen.


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In diesem Sinne,
Ihre ARD-Ratgeber.






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