Damit eine Aussage wirksam wird, muss sie glaubwürdig sein. Wählt jemand ein Pseudonym oder fingiert eine
Quellenangabe um dies zubewerkstelligen, ist das Verfahren der Mystifikation leicht erkennbar. Aber ohne uns
dessen bewusst zu sein, arbeiten wir andauernd mit Werten und Annahmen (wie z.B. dem Gültigkeitsanspruch von
empirischen Wissenschaften), auf denen sich unser Weltsystem aufbaut. Wo immer etwas formuliert wird, müssen
Grundannahmen dahinter stehen, die nicht mehr reflektiert werden (können).
Ob es ein „common sense“ ist, der in einer Gruppe den Diskurs bestimmt, oder die Annahme einer Grundnorm in den
Naturwissenschaften (der Anfang einer Beweiskette): immer ist dies der unerklärte Rest (‚Mystifikat‘), der
selbständig weiterwirkt und die Bildung von Evidenzen beeinflusst oder fördert.
Wie Mystifikation entsteht und funktioniert und welche Bedeutung dieses „Verfahren der Verdunkelung“ für den
Erkenntnisprozess hat, soll an Beispielen aus den Wissenschaften, der Gesellschaft, Geschichte, Literatur, Kunst
und den modernen Medien untersucht werden. Getragen wird das Projekt von Studierenden der Philosophie,
Geschichte, Slawistik und Germanistik. Ein Essayband aus Aufsätzen der Teilnehmenden wird am Ende des
zweisemestrigen Tutoriums stehen. Diefächerübergreifende Veranstaltung ist für Teilnehmende aller Studiengänge
offen.
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