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schmidt schrieb am 19.7. 2024 um 10:11:47 Uhr über

Demenzmobbing

ich erlebte es zum ersten Mal bei der Schwester meines Vaters zu der ich als Kind sehr gerne ging weil sie eine Schaukel im Hof hatte und ein sehr freundliches Wesen war, ganz dünn, und sie hat immer das gespräch gesucht und war nie unfreundlich. Ich wollte sogar als ich noch im Kindergartenalter war zu ihr umziehen, sie wohnte zweihundert Meter weiter, aber über der Hauptstraße, wo ich zwar drüber konnte aber nicht durfte. Ich hatte einen winzigen Koffer, es passte wohl grade mein alter teddybär hinein, und zog los, nach einem Disput mit Mutter die meinte ich mach das ja doch nicht, aber ich zog los. In der Mitte der Strecke holte sie mich dann von hinten ein, nahm mich unter den Arm und schleppte einen laut kreischenden Buben zurück ins Haus. ich besuchte meine Tante später ganz regelmäßig, irgendwann sagten ihre beiden Söhne und Andere, sie sei dement. Nun gut, sie wohnte die gesamte zeit ganz alleine und hatte wohl auch wenig besuch, ihr Sohn war mittlerweile auch Bürgermeister geworden, und sie sagte solche sachen zu mir wie, „da ham sie wohl keinen Dümmeren gefundenüber ihn, oder über den Dreckshaufen gegenüber von dem türkischen Gemüsegeschäft in der Ecke eines Parkplatzes, da lag ein haufen Abfall ewig da herum, „unter Hilter hätts das nicht gegeben“, außerdem hatte sie Photos von ihren Eltern, also den Eltern meines papas der bei der Bahn beschäftigt war und der mit seiner Frau kurz vor dem kriegsende in einem Zug Richtung Flossenbürg durch eine Bombe ums leben kam, auf dem ist der bahnhof in Niederwalluf zu sehen wie darüber ein großes Hakenkreuz aufgespannt ist und der Bahnmann in Uniform steht darunter, also mein opa den ich nie kennenlernte, und ihre Söhne gingen auch etwas komisch mit ihr um, sie redeten immer laut und in kurzen Sätzen mit ihr, wie wenn sie schwerhörig sei, dabei stimmte das gar nicht. ich habe sie später häufig besucht und blieb immer mehrere Stunden, und es war immer gleich, sie brauchte zehn zwanzig dreissig Minuten bevor sie ganz die Alte wurde die ich schon immer kannte. Besuchte man sie nur kurz, wie ihre zwei Söhne, so war sie nicht sie selbst, reagierte allenfalls, erzählte nichts, schwieg, gab wenig Antwort, aber blieb man, so wurde sie wieder ganz die Frau die ich immer gekannt habe, ganz normal, sie freute sich daß ich da war, wir aßen ein Brot mit Marmelade, sie gab mir zwei Euro daß ich ihr eine Banane kaufen solle, sie erzählte von früher, holte Photos aus ihrer Schublade, schimpfte auf ihre Söhne, die hätten keine Ahnung, sagtedie holen mich hier nur Füße nach vorne heraus“, dann wurde sie doch ins unter ihrem Sohn neu gebaute Altenheim der evangelischen verlegt wo sie noch Jahre wie ein dünner Geist sogar in der Küche mithalf. Ich sah sie dort nie mehr. Es ist sehr schlimm wenn Andere deinen Geisteszustand beurteilen und Du darüber ganz anderer Meinung bist.


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