Kiffen zur Weltverbesserung - WARUM?
So sollte der Eintrag eigentlich auch lauten, aber wenn ich so drüber nachdenke: wo ich bekifft auftrete, oder in den Zeiten, wo ich mein bekifftes Gehirn nutze, verbessere ich die Welt. Ich verbesser in letzterem Fall zumindest MEIN Wohlbefinden und bringe mich in einen glücklichen Standpunkt.
Dennoch: ich habe hier heute einige Einträge gelesen, die fordern, daß die Kiffer sich verbinden, um die Welt zu verbessern. Das sehe ich nicht so und möchte kurz erläutern, wieso:
die Welt ist sowas von absurd geworden und wenn ich von der Welt spreche, meine ich damit in erster Linie mein komisches Heimatland, Deutschland.
Ich weiß, Ihr könnt die Beispiele nicht mehr hören, BigBrother, Plattenindustrie, RTL, BILD, ja, es ist nervig und den Drang, eine möchtegernlustige Abhandlung über derartigen Müll zu schreiben, habe ich, wie die meisten hier, schon lange nicht mehr verspürt. Man könnte sagen, seit ich zweistellig bin.
Aber seht es Euch an: seht, wie die Medien generell (und hier in Deutschland ist es IMMER einen Tick hinter Amerika) zum kunstvollen Medien-Instrument geworden sind, mit welchem man die Leute (scheinbar) erfolgreich beeinflußt.
(Achja, mal zwischendurch: sorry, daß es verkopft wirkt und ich so ein Orthogrpahie-Freak bin, aber jedem das Seine, ich les mir auch gerne fremde Texte durch und störe mich da auch nicht am jeweiligen Stil.)
Diese Gesellschaft, die wir nun haben, die wir in Massen-Discotheken (Jungs, ich bedaure jeden Nicht-Discogänger, der da noch regelmäßig gegen seinen Willen hinmuß, bin selber ab und zu noch in so einem Schuppen.) oder bei Dorffesten, in der Fußgängerzone, etc. sehen und der wir uns (besonders bekifft) gleich in unserem jugendlichen Leichtsinn ein wenig überlegen fühlen, obwohl wir nicht immer das erreicht haben, was ein 45-jähriger Ehrenamtlicher erreicht hat, der auf dem Pfarrfest die Würstchen grillt und ständig in Plattdeutsch/Akzent spricht, dabei nur Scheiße labernd...
DIESE GESELLSCHAFT VERBESSERN? WIE DENN?
Haben wir ein Massenmedium zu unserer Verfügung? Nein.
Und warum ändern, diese Welt?
Das einzige, was den Menschen von einem zynischen Blickwinkel wegbewegt und was wirklich erstrebsam ist, ist die Liebe. Diese eine Frau, die man vom Fleck weg heiraten würde, mit der in einer Traumvilla liegen, ab und an Freunde zum Kiffen einladen, fernsehen, auf Feten gehen, Klavier spielen, wann man will, Jamsessions im Proberaum (gleich neben dem 3. Hobbyraum, im U2 vom Aufzug aus dritter Flur rechts...), mit dieser Frau alles teilen und sie immer sehen und wissen, daß sie einen liebt - ja, das ist auch mein Traum. Aber zu wissen, daß man die Frau gefunden hat... Oder zu wissen, daß es unendlich viele tolle Frauen gibt... das ist eine andere Sache...
Worauf ich jetzt schon wieder hinaus will? Die Liebe ist es, die wir brauchen. Aber zwischendurch: Spaß haben! Die Welt erfahren! Sie begreifen!
Ihr habt Euch alle schonmal eine Maschine im Hirn gewünscht, die am besten noch mit denen der Mitkiffer per Infrarot-Adapter vernetzt wird und alle Gedanken aufschreibt, damit sie nicht weg sind. Sowas wird erforscht... im Anfangsstadium wohlgemerkt, das dauert noch lange, bis die wirklich da ist und bis dahin MÜSSEN wir leider den Weg in die Gesellschaft gefunden haben. Vielleicht wachsen unsere Kinder mit Hirnmaschinen auf, aber wir? Hey, immerhin haben wir das Internet. Sowas hier zum Beispiel. Oder ICQ. \»Wollen wir uns noch treffen?\« Diese Frage, an zwei Leute geschickt, bescherte mir gestern einen wunderbaren Abend bei meinem Kumpel, wir waren zu dritt, Bier und Gras dabei. Haben uns von 0:30 bis 5 spaßigst vergnügt mit den interessantesten Gesprächen und dem meisten Potential, gedanklich gesehen. Sowas ist doch Luxus. Nutzen wir also den technischen Status quo und freuen uns, daß die Leute später mal nicht mehr tippen müssen.
Also, warum ändern, diese Welt?
Wir haben das Gras und wir haben den Spaß, ganz einfach. So profan könnte es sogar in der BILD stehen, ja, vielleicht bekäme Ursula Romben (34) aus Güthenau für diesen Lebens-Tip sogar 30 DM, wie alle veröffentlichten Einsendungen.
Was ich will: alles festhalten. Dennoch. Obwohl gegen alles etwas spricht. Wie widersprüchlich dieser Text bisher ist, will ich gar nicht wissen, wollte ich ihn mir doch eigentlich klar strukturieren. Aber wie das beim Weiterdenken halt so ist: man stößt NUR NOCH auf interessante Sachen. In Gesprächen fällt das noch viel mehr auf. Alles will man weiterführen. Nichts wird einfach geskippt.
Toll übrigens, wie man sich die Gespräche automatisch durchorganisiert. Bekifft auf \\\'ner Party isses auch so. Wie sind wir jetzt auf das Thema gekommen? Achja, wir hatten ja vorher über das... Genau und darauf kamen wir durch... WIR KÖNNEN DAS! Der bekiffte Mensch ist von seiner Kapazität her einmalig, was hab ich da jetzt noch gehört? Schon allein der visuelle Augen-Input eines Sekundenbruchteils würde 1000 CD-ROM\\\'s füllen? Ist doch ganz klar:
wir Menschen haben es echt drauf, wir können so viel! Wir sind ein wahres Wunder, ob nun evolutionär, oder aus ein paar Rippchen gemacht, geht mir am Arsch vorbei. Bekifft denken ist wie das erstmalige Gebrauchen eines Autos, nachdem man die Bedienungsanleitung gelesen hat. Auf einmal schaltet man sich alle möglichen Zusatzfeatures an, um das Fahren angenehm zu machen. Nicht nur Einsteigen, Fahren, Aussteigen. Alles ist auf einmal interessant! Und denkenswert!
Die Maxime lautet: Der Weg ist das Ziel.
Wenn ich Leute bei mir an der Uni sehe, oder auch im Freundeskreis sogar habe ich solche Menschen, die NUR pauken und abends nicht rausgehen wegen irgendeiner Uni-Scheiße. Wenn ICH das also genauso machen würde, würde ich mir später irgendwann sagen: hey, irgendwie muß mir da mein 22. Lebensjahr verloren gegangen sein.
Einige hören halt mit 30 den Knall und denken sich: SCHEISSE! Hoffentlich hören sie den Knall, wenn sie gerade im Büro sitzen und einen Müller-Milchreis aufmachen, die Innenseite der Alufolie am Plastikbecherrand abstreifend, um die Essmenge zu vergrössern, dann das Ding in den Mülleimer befördern. Wenn sie gerade nach hinten rücken, mit dem Bürostuhl und sich unter den Tisch beugen, weil der Arsch von gegenüber sich den Mülleimer zu sich gezogen hat, gerade in der Bückstellung... WHAM! DEIN LEBEN WAR DOCH EIGENTLICH SCHEISSE!
Übrigens: gerade komme ich mir wieder so überlegen und selbstherrlich vor: ich kenne Beispiele dafür, daß man nicht kiffen muß, um so weit zu denken. Es geht auch ohne. Aber dann müßte man sich alles mühsam erarbeiten. Beim Kiffen hingegen kommt alles sendefertig und richtig in unseren Mund. Soviele Wahrheiten, untereinander kontradiktionär - wenn ich mal so ein Scheisswort benutzen darf - und dennoch alle wahr.
Was für eine Bereicherung man selber ist, wenn man sich auf einer Fete mit Unbekifften unterhält. Man labert ja immerhin keine egozentrische Scheiße nach dem Kiffen, denn das ist das Gute: man entrückt sich selbst und den eigenen Bedürfnissen und betrachtet mal alles objektiv. Schüttet mir einer ein Bier auf den Pulli (ein Kumpel am besten), finde ich das lustig, naja, lustig, zumindest scheiß ich auf den verdammten Pulli, den ich morgen eh der Mutti zum Waschen reinlege. Außerdem: Bier macht keine Flecken, wie die Überlustigen so gerne sagen.
Bekifft reden, heißt, die Strahlen aus der allgemeinen Denkwahrheit einfach nur nach außen zu transportieren. Warum sonst gelingt es so oft, fremden ein Gespräch über was total komisches aufzudrängen? Weil es sie interessiert. Für mich ist immer die größte Freude, wenn man merkt, daß die Leute untereinander mitdenken und selber Ideen aufbringen. Sie können es alle. Aber WIR müssen es ihnen zeigen.
Vielleicht sind wir doch Weltverbesserer. Ich möchte damit heute erstmal schließen, melde mich aber wieder, da ich das wichtigste ja noch ausgelassen habe (und immer auslassen werde, weil alles wichtig ist und nicht alles gesagt werden kann), nämlich (in diesem Fall) der Forschungsauftrag der Kiffer in fremden sozialen Umfeldern.
Bis dahin also,
Wolfgang,
dessen Aufmerksamkeit einige blinkende ICQ-Schriftzüge scheinbar brauchen...
P.S: Noch ein paar Experimental-Lebensphilosophien, die mir gerade einfallen:
Steh neben Dir, dann stehst Du mitten im Leben.
Steh zu Dir selbst, dann stehst Du mitten im Leben.
Steh über Dir selbst, dann stehst Du mitten im Leben.
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