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Sie gingen schweigend nebeneinander her. Manchmal aber wurde der Abstand zwischen ihnen so groß, daß ein Zwischenraum entstand - als ob sie nicht zusammengehörten. Dann blieb er plötzlich stehen und wartete, bis sie wieder an seiner Seite war.
Jetzt war sie wieder etwa zehn Meter hinter ihm. sie blieb stehen und horchte. Es war ein Flügelschlag in der Luft - von ferne schnitt das Pfeifen von Murmeltieren her. Bergdohlen zogen ihre Kreise. Unten, weit unten lag das Dorf, das längst nicht mehr schlief. In ihm wohnten Bauern...
Während er weiterging, setzte sie sich am Ufer eines Baches nieder. Sie zog die Schuhe aus und ließ das Wasser über die Füße rinnen. In einem Kiesbecken rückte sie ein paar Steine zurecht und vergrub eine dort angeschwemmte Orangenschale.
Ihn sah sie nicht mehr. Er war hinter von letzten Kiefern gesäumten Wiesen- und Felsabstürzen am Rand des schmalen Saumpfades verschwunden.
Sie schloß die Augen, ließ sich treiben. Sie hörte das Summen der Insekten, das Glockengebimmel
einer Schafherde. Flöte des Hirten oder Sonne auf dem Körper trug sie davon.
Sie sah ihren längst verstorbenen Großvater, spürte, wie er sie in den Armen wiegte, damals, das kleine Mädchen. Damals hatte er gesagt: »Alle Menschen müssen sterben, nur mein kleines Püppchen nicht!«
Sie sah ihn auf sich zukommen und winkte ihm, wollte aufstehen, um ihm entgegenzugehen. Es gelang ihr nicht. Sie fühlte sich festgehalten von der Umarmung der Natur.
Sie schlug die Augen auf. Hatte sie geträumt? Wach phantasiert? Ein Duft von Arnika und Brunellen strömte auf sie ein. Sie drehte sich mit dem Gesicht der Erde zu, vergrub ihr Gesicht in Blumen und Gras. Nicht, um zu weinen. Um eins zu sein mit dieser Natur...
»So ist es«, hörte sie sagen. Er lachte sie an und wiederholte es noch einmal. »So ist es. Ich steige auf die höchsten Berggipfel, und du liegst im Gras und schläfst!«
Er hielt ein Türkenbundlilie in der Hand: » ich war im Paradies. Von dort habe ich dir eine Blume mitgebracht!«
»Auch ich war in Paradies«, sagte sie, jetzt hellwach. » Ich habe Großvter begegnet. Auch er sagte: «So ist es." Und er sagte auch:
Hab keine Angstm mein Püppchen. Alles hier ist nicht und klar und leicht!"
Zurück ins Dorf sind sie gemeinsam gegangen. Kein Abstand zwischen ihnen. Jeder dem anderen dankbar, daß er verstand....
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