»Dani« habe ich ein die Figur einer jungen Frau von 26, 27 Jahren getauft. Sie ist knapp über eins siebzig groß, und sehr schlank. Sie hat eine helle, jedoch nicht gerade blasse Haut, und hennarote Schnittlauchlocken, die sie meist streng zurückgekämmt und zu einem Mozart-Zöpfchen gebunden hat. Auch ihre Schamhaare hat sie hennarot gefärbt, und elegant ausrasiert. Von Intimrasur jedoch hat sie geschmackvollerweise abgesehen: die dunkelviolette Farbe ihrer Lippen und Brustwarzen setzt sich schon an ihren äusseren Genitalien fort.
Dani lebt in Fulda. Sie hat eine kleine Wohnung im ausgebauten Dachgeschoß eines 2-Familienhauses im Ortsteil Petersberg, die ursprünglich für die »Tochter des Hauses« gedacht gewesen war, die dann aber doch nach Frankfurt gegangen war. Die Wohnung besteht praktisch nur aus einem großen Raum mit schrägen Wänden und Mansardenfenstern, von der ein winziges Bad und eine ebenso winzige Küchenzeile abgetrennt sind. Das reicht der Dani völlig.
Dani ist freie Journalistin. Sie schreibt vornehmlich für lokale Blätter: die Fuldaer Zeitung und den Hersfelder Boten. Ihre Spezialität ist das Feuilleton. Sie schreibt Kritiken über Filme, Theaterstücke und Konzerte und berichtet von sonstigen kuturellen »events« im nordhessischen Raum. Gelegentlich sind auch Texte von ihr in der Frankfurter Rundschau, in der »Emma«, der »Cosmopolitan« und sogar im »Playboy« zu lesen.
Journalistin hatte sie nie werden wollen. Sie ist da so reingerutscht während ihres Psychologiestudiums in Marburg, wo sie noch zwei Semester immatrikuliert geblieben war, bevor sie sich dazu durchgerungen hatte, einen Schlußstrich zu ziehen. Ihre familiären Wurzeln dagegen liegen im Südhessischen, an der Bergstrasse. Sie entstammt einer bildungsbürgerlichen Ärztefamilie, in der man ihren Werdegang wegen der Verweigerung eines akademischen Abschlußes zwar etwas kritisch sieht, aber alles in allem mit ihrer begonnenen journalisitischen Etablierung nicht unzufrieden ist. Es bestehen rege gegenseitige Besuchskontakte. Im Winter fährt Dani mit ihrem W 124-er Mercedes, im Sommer mit ihrer Ducati. Letztere war das Ergebnis einer Wette mit ihrem Vater - einem Gynäkologen - der es nicht glauben wollte, daß seine Tochter einen Artikel im Playboy plazieren könnte.
Die journalistische Etablierung von Dani ist sogar soweit fortgeschritten, daß sie es unternommen hatte, sich im letzten Jahr um die freiwerdende Stelle des Feuilletonredakteurs der Fuldaer Zeitung zu bewerben. Diese Bewerbung war sogar so ernst genommen, daß sich der Herausgeber und der Chefredakteur einen Nachmittag lang Zeit nahmen, um ihr auseinanderzusetzen, daß die Stellenvergabe anderweitig erfolgen müsse, um die für die Fuldaer Zeitung existenziellen guten Kontakte zur Diözese nicht zu beeinträchtigen. Man sagte ihr indessen zu, sie bei der Vergabe von Reportageaufträgen künftig bevorzugt zu bedenken, was man auch seither einhält.
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