Ich stand im illustren Clärchens Ballhaus und schaute dem Treiben der Tanzwütigen zu, die zu dem alten Schlager ´Ich bin verliebt in die Liebe´ tanzten, der von einer schlechten Kapelle zum Besten gegeben wurde, als eine Frau wie ein Dampfschiff auf mich zugeschwommen kam, so daß mir ganz schwummerig wurde, aus Angst, sie könnte mit mir tanzen wollen.
Statt dessen sagte sie urberlinerisch mit rauchiger Stimme: » Mach da ma dünne, Kleener!« und versuchte, an mir vorbei zu kommen. Ich machte mich dünne, sie glitt - an mich gepreßt- ruckartig vorbei. Dabei erwischte mich ihre volle Ladung Parfüm, Perföng - wie der Berliner sagt, aber auch eine gute Geruchsmelange aus Gesichtspuder, Damenzigarette mit Spitze, Mundgeruch, Achselschweiß und Mottenpulver.
Ich war sehr beeindruckt und blieb noch eine Weile betroffen stehen, denn ich war noch 19. Die gewaltige Dame setzte sich an einen großen Tisch, an dem schon viele ähnliche, gewaltige, schillernde, trinkende und rauchende Damen saßen, von denen bestimmt keine unter 66 war. Sie sahen aus ... ja, wie eine Versammlung von Puffmüttern.
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