Ich hatte in meinem Leben schon eine Reihe beschissener Jobs gehabt, aber seit einem halben Jahr schaute mich der Typ beim Arbeitsamt immer nur aus wässerigen Tutmirleidaugen an, mein Konto hatte Rotalarm, deshalb kam mir das Angebot von meinem alten Kumpel Bernd, für seine Firma Puss & Co. zu arbeiten, gerade recht. Zuerst schickte Bernd mich zu einem Trainee–Seminar. Alberne Scheiße, das. An einem Ding, das aussah wie von von Hagens geklaut, lernten wir Klingen schwingen. Fuck, ich bin fast fünfzig, ich hab schon einiges gesehen, und rasiere mich ein Leben lang nass! Und die Psychologie hatte ich als Ex–Drücker auch schon besser verklickert bekommen. Drei Tage später war Arbeitsbeginn. Ich hatte einen Straßenzug in der Südstadt zugeteilt bekommen, sicher nicht die beste Gegend, aber als Anfänger konnte ich froh sein, meine Gehversuche nicht in einer Seniorenwaschanlage zu starten. Die erste auf meiner Liste war eine Irmgard B*. Ich klingele also, sie ist auch tatsächlich zu Hause, ich sage mein Sprüchlein auf und sie ganz mißtrauische Frührentnerin, läßt sich erst meinen Ausweis zeigen und fängt dann trotzdem an rumzutrompeten, was das denn überhaupt soll und sie sei eine anständige Frau und bei ihr könne man vom Boden essen und schließlich will sie mich aus der Wohnung drängen. Also hole ich mein Pfefferspray raus und verpasse Miss Irmgard erst einmal eine Breitseite, dann das Klebeband raus und dann mußte ich auch erstmal ins Bad, das Gas war wirklich verteufelt scharf. Als ich wiederkomme, hat sie sich schon etwas beruhigt und schnappt nur hin und wieder heulend nach Luft. Ich also den Trimmer raus und nach zehn Minuten war die Sache über die Bühne. Die Quittung mußte ich zweimal ausstellen, die erste hatte ich verpfuscht, die Premiere war doch stressiger gewesen, als ich dachte. Zur Nachbartür rüber, aber da wohnte eine Biologiestudentin, die brauchte meine Dienste nicht. Fast ein wenig schade. In den zweiten Stock rauf und da hatte ich es mit einer echten Dragonerin zu tun. Nachdem ich zuerst abgeblitzt war, wollte ich die Pfefferspraynummer abziehen, aber die Flasche hatte Ladehemmung und hastenichgesehn habe ich dieses Mannweib am Hals. Total hysterisch war die, hat gekratzt, getreten, geschlagen, gebissen daß mir Hören und Sehen verging. Aber irgendwann kam ich dann doch an meine Hosentasche mit dem Elektroschocker. Rumms. Nachdem sie ausgezappelt hatte, fixierte ich sie an ihrer Garderobe und fing mit der Arbeit an. Ich war gerade an einer delikaten Stelle, da kommt sie wieder zu sich und fängt zu zappeln an. Pech für sie. Hinterher ließ ich sie fixiert, sicher ist sicher, und legte ihr eine Karte mit unserer Hotline-Nummer ans Telefon. Später fiel mir dann ein, daß das nicht sehr logisch war, aber da waren schon drei Tage vorbei und ich habe mich ehrlich gesagt nicht getraut, den Chef darauf anzusprechen. Heutzutage mußt du froh sein, wenn du eine feste Anstellung hast.
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