Wir wollen, dass Tränen fließen. Und wenn auch nur 1 Träne verstohlen abgestreift wird - das genügt.
Ich (Basso Continuo) oder Friedrich (am Pult) entdecken Tränen erst hinterher in den Videos, die uns Anton vorführt, bevor er sie für Facebook verarbeitet.
Bestimmt auch die eine oder andere Träne, als am Schluss Friedrich mit einer Geste auf Felix hinweist, der auf dem hinteren (dem höheren) Podest steht. Genau in der Mitte, und wie er sich voll Stolz und Freude verbeugt: denn auch er hat dirigiert.
Er singt nicht, er gilt als schwierig, aber er dirigiert.
Dirigiert für die paar ausgewählten Buben, die zu ihm aufblicken, dem dirigierenden Friedrich also den Rücken zukehren.
Ohne Zögern übersetzt er Friedrichs sparsame Bewegungen in eigene, nichts entgeht ihm.
Friedrich vermeidet eher das theatralische, Felix aber durfte wie er wollte! Vor allem am Schluss, nach dem letzten Ton, wenn die Stille noch 1-2 Sekunden gehalten werden muss, bevor der Beifall losbricht.
»Zeig zuerst den Felix !« empfehle ich Anton, »Wie er dirigiert! Sich dann verbeugt! Und zeig Tränen! Du wirst schon welche finden!«.
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