Als ich in den Osten zog, damals 1996, da lud mich einer meiner ersten Ost-Bekannten auf eine Currywurst ein. Ich freute mich sehr. Zusammen ne Currywurst essen - das ist ein Akt der Freundschaft, des »sich-nicht-so-anstellens«. Ich freue mich mehr über ne Einladung zur Currywurst oder auch zum Döner, als zu einem Spessenritter-Tempel-Diner. Vielleicht versteht Ihr, was ich meine ?
Die Currywurst, die dann aber kam, und die mein Gastgeber mit äusserstem Behagen verspeiste, die sah so aus:
Ein Siedewürstchen war kreuzweise eingeschlitzt worden, und in die Fritöse (sollte man immer so schreiben) geschmissen worden, so daß jenes Siedewürstchen sich aufplusterte wie eine Feder-Boa. Und dazu gabs eine Semmel und ein Plaste-Tütchen mit Tomatenketchup - nicht mal Curry-Ketchup.
Mein Ekel wurde nur noch übertroffen durch den jähen Schrecken des plötzlichen Bewußtseins, wie lange ich doch Wessi, und wie lange die anderen Ossi bleiben würden.
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