Corinna lernten wir in der Bodega kennen, so einer Art Partykeller, fensterlos in die Basaltfelsen gebaut, in der der Alkohol rumstand. Selbstbedienung war angesagt, man solle morgens beim Frühstück Bescheid sagen - eine sehr familiäre Handhabung der Berechnung. Corinna kam mit uns und dem holländischen Ehepaar in die Bodega, auf »ein Glas« - daraus wurde ein veritables Urlaubsbesäufnis - pourquoi pas ? Ich fand Corinna sehr attraktiv - meine Frau merkte das gleich. Sie war groß und schlank, so um die vierzig, bewegte sich sehr lasziv und ihr besonderer 'look' war ihre graue Mähne, die sie nicht färbte.
Auch ihre Schamhaare waren grau, wie wir anderntags am Swimmingpool sahen - wo wir alle nackend rumlümmelten. Zu fünft verbrachten wir eine Woche des faulen Nichtstuns, rumalberns, flirtens, fressen und saufens: die beiden Holländer, meine Frau und ich - und eben Corinna. Ihr Mann litt an Krebs - seit Jahren schon. Gerade hatte man wieder einen Tumor aus seinem Schädel heraustrepaniert, monatelang war sie die pflegende Ehefrau gewesen, aufopfernd, ganz Liebe und Verständnis, Fürsorge und Selbstkasteiung - bis es Schluß war. »Ich fühle mich nur noch wie eine alte, nasse Socke.« sagte sie mal am Grunde einer dritten, vierten Flasche Rotwein, und so war sie, nachdem die Versorgung ihres geliebten Pflegefalles halbwegs geregelt war, mit seinem Einverständnis für zwei Wochen auf die Insel geflogen, um mal wieder ein bischen Leben zu tanken. Die Woche mit ihr war auch für uns eine schöne Woche - ausser diesem Ausbruch am ersten Abend erzählte sie niemals Krankengeschichten - es wurde einfach ausgeblendet, tabuisiert. Es hat ihr wohl sehr, sehr gut getan.
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