Der Eisvogel
Vor einiger Zeit lebt auf einer kleinen Insel ein blauer Vogel.
Er hatte lange eisblaue Federn, die seinen ganzen Körper bedeckten. Jede Nacht leuchtete der Vogel in einem hellen,
eisblauen Licht und sein Gesang hielt die Insel unter dem
Eis fest. Nur alle 1000 Jahre einmal flog der Vogel fort um seine Kräfte an einem geheimen Ort zu regenerieren.
Als er das eine mal von dieser langen, anstrengenden, und auch gefährlichen Reise wieder auf seine Insel zurückkehrte, fand er an der Küste seiner Insel ein zerschelltes Schiff vor.
Daneben fand er ein schlafendes Mädchen. Er wartete bis es aufwachte. Nach vielen Stunden öffnete es langsam die Augen. Es erschrak als es den Vogel sah und fragte ihn: „Wer…wer bist du?“ Der Vogel antwortete: „Ich bin der Eisvogel und lebe hier auf dieser Insel. Und wer bist du und wie kommst du eigentlich hier her?“ Das Mädchen überlegte einige Minuten lang und antwortete schließlich: „Ich…ich weiß nicht mehr wer ich bin. Ich weis auch nicht mehr was passiert ist. Ich… ich habe mein Gedächtnis verloren.“ Der Eisvogel schaute nach unten und sah plötzlich etwas im Schnee glänzen.
Er hob es auf und zog eine silberne Kette aus dem Schnee an der eine Glasperle hing. Das Mädchen schaute sich die Perle an und sagte dann: „Diese Perle kommt mir merkwürdig bekannt vor. Ich glaube ich habe sie schon mal irgendwo gesehen.“
Sie sah in die Perle und sah in ihrem Inneren ein großes Haus in dem gerade Weihnachten gefeiert wurde und dann…stand es auf einmal in Flammen. Viele Leute liefen schreiend aus dem Haus. Der Vogel schaute auch in die Perle und sagte:
„Das scheint mir ein Bild aus deiner Vergangenheit zu sein.“
Das Mädchen nickte und antwortete: „Kann schon sein. Ich weiß wircklich nichts mehr. Das Letzte, an was ich mich erinnere ist, daß ich aus meinem Bett geschleudert wurde und dann…ist alles voller Wasser gewesen und plötzlich würde es dunkel.“
Der Eisvogel schaute sich das zerstörte Schiff an und sagte:
„Du hast wircklich tierisches Glück gehabt das du das überlebt hast meine Kleine.“ Das Mädchen sah mit leeren Augen auf das eisige Meer hinaus und dachte:
„Wo ist meine Erinnerung?“ Der Vogel schaute das Mädchen an und sagte zu ihr: „Ich glaube alleine lassen kann ich dich nicht. Komm mit.“ Dann brachte er das Mädchen zu einer kleinen Höhle im Felsgestein. Er machte ein Feuer und das Mädchen legte sich auf ein altes Fell und versuchte einzuschlafen. Am nächsten Tag wurde das Mädchen kurz nach Sonnenaufgang wach. Vom Eisvogel war weit und breit nichts zu sehn. Dieser war zum Fischen auf das Meer hinaus geflogen. Plötzlich sah das Mädchen in den Tiefen der Höhle etwas glitzern. Sie ging hin und fand eine ganze Kammer voller leuchtender Kristalle die an den Wänden und der Decke hingen. In der Mitte der Kammer stand ein riesiger Kristall der in allen Farben des Regenbogens leuchte. Das Mädchen sah ihn an und dachte: „Wie wunderschön!“
Plötzlich wurde es kalt, sehr kalt. Etwas Böses schien sich dem Mädchen zu nähern. Es versteckte sich hinter einer alten Marmorsäule. Hinter einer Kristallwand kam langsam eine dunkle Gestallt zum Vorschein. Sie hatte lange Krallen an den Händen und messerscharfe Zähne. Es schnüffelte und sagte: „Hier…hier war gerade jemand. Das rieche ich genau. Es riecht nach…nach Mensch.“ Plötzlich sah das Mädchen das am langen Schwanz des Wesens eine rote Perle hing. Es schaute sie an und dachte: „Dieses Perle kommt mir merkwürdig bekannt vor. Als…als hätte ich sie schon mal irgendwo gesehen.“ Plötzlich begann die Perle zu leuchten und das Wesen drehte sich herum. Es dachte: „Da ist es“ und feuerte einen Blitz auf das Mädchen ab.
Es wurde aus seinem Versteck geschleudert und prallte mit dem Rücken gegen einen Felsen. Langsam kam das Wesen auf es zu und sagte: „ Dich habe ich gesucht! Du gehörst doch mit zu diesen Menschen die ich damals den Flammen zum Fraß vorgeworfen habe. Richtig?“ Plötzlich wusste das Mädchen wieder, wer das Wesen war. Es sagte: „Nun erinnere ich mich wieder…du…du hast unser Haus angezündet und meine Familie umgebracht! Du…du hast sie auf dem Gewissen!“
Das Wesen musste lachen und sagte: „Ha Ha Ha. Ja, ich war das. Genau. Aber nur weil dein Vater mich damals in die weiße Perle eingesperrte hat! Dafür musste er büssen und seine ganze Familie mit ihm! Und da du das Feuer anscheint überlebt hast werde ich dich jetzt wohl auch töten müssen!“ Das Mädchen ging langsam rückwärts bis zu einer Felsspalte, in die es aber nicht hineinpasste. Das Wesen sagte zu ihr: „Von da ganz du nicht fliehen! Du sitzt in der Falle!“ Es holte mit seinen Krallen aus, doch ehe es zuschlagen konnte hörte es: „Finger weck von ihr!“ Und wurde von einem eisigen Blitz getroffen. Der Eisvogel kam angeflogen. Bewegungsunfähig lag das Wesen auf dem Boden.
Der Eisvogel ging zu ihm hin und sagte: „Dich habe ich überall gesucht Stalaktit! Du warst es also!“ Stalaktit sagte aber: „Ich bin mehr als 10 Mal so stark wie du! Deine Eisattacke wird mich nicht ewig in Schach halten!“ Der Eisvogel dachte: „Verdammt er hat recht! Ich werde ihn nicht mehr lange festhalten können!“ Plötzlich stand das Mädchen auf, nahm die Perle und sagte zum Eisvogel:
„Ich glaube ich weiß, wie wir ihn festnageln können! Die Perle verdreifacht jede Art von Angriffen! Du musst deine Attacke durch sie hindurch wirken lassen!“ Der Eisvogel nickte und schoss seinen Eisblitz noch einmal durch die Perle auf Stalaktit ab. Und tatsächlich: Er gefror im Bruchteil einer Sekunde zu einem riesigen Eisblock. Minuten lang starrten der Eisvogel und das Mädchen auf den riesigen Eisblock. Der Eisvogel sagte schließlich: „Ich glaube, da kommt er nicht mehr heraus.“ Plötzlich leuchtete die Perle auf, schloss Stalaktit in sich ein, und wurde schwarz. Das Mädchen sagte zum Eisvogel: „Nun kann ich mich wieder an alles erinnern.
Mein Name ist Clara. Ich lebte einst mit meinen Eltern und meinen Geschwistern in einer kleinen Stadt am Meer. Schon immer hütete meine Familie das Geheimnis der weißen Perle.
Mein Vater hat sie, wie seinen Augapfel gehütet. Doch eines Tages kam dieser Stalaktit und hat von meinem Vater die Herausgabe der weißen Perle verlangt. Als er es nicht gemacht hat, schwor Stalaktit Rache. In der Nacht darauf hat unsere Villa gebrannt. Ich konnte gerade so aus dem brennenden Haus entkommen. Aber meine Familie…hat es nicht geschafft.“ Der Eisvogel überlegte etwas und sagte dann: „Ich glaube ich kenne jemanden der dir helfen kann. Komm! Gehen wir erst mal wieder nach oben.“ Als sie wieder am Höhlen-Eingang waren flog der Eisvogel über das Meer davon. Clara schaute ihm nach und dachte: „Wo will er den nun schon wieder hin?“ Nach einem mehrstündigen Flug erreicht der Eisvogel einen Palast der hoch oben auf der Klippe einer tropischen Insel stand. Er landete auf einem Balkon und klopfte mit seinem Schnabel an das Fenster. Ein junger Prinz öffnete ihm. Er sagte: „Eisvogel mein alter Freund! Was führt dich zu mir?“ Der Eisvogel antwortete: „Prinz Sontan. Wie ich gehört habe plant ihr eure baldige Vermählung.“ Der Prinz nickte, sagte dann aber etwas traurig: „Ja. Ich weiß aber leider noch nicht mit wem. Schon 30 Bewerberinnen hab ich mir angesehen. Aber keine von ihnen war die richtige.“ Der Eisvogel sagte darauf: „Ich glaube, ich habe die Richtige für euch. Sie ist allerdings zurzeit noch meiner Insel. Ihr müsst ein Schiff schicken um sie abholen zu lassen.“ Sofort schnipste der Prinz mit den Fingern und sagte: „Metun! Mach das königlich Schiff seeklar.“ Metun, der treue Dinner des Prinzen, verneigte sich und antwortete: „Wie ihr wünscht Majestät.“. Innerhalb einer viertel Stunde war das Schiff seeklar.
Der Prinz ging mit seinem Gefolge an Bord. Der Eisvogel setzt sich oben auf die Mastspitze. Sie fuhren auf das offene Meer hinaus und erreichten wenige Stunden später die Insel das Eisvogels. Der Prinz ging von Bord und folgte dem Eisvogel zu seiner Höhle. Clara wartete schon. Langsam ging der Prinz auf sie zu und sagte zu ihr: „Du musst Clara sein. Mein Name ist Prinz Sontan von Blütenreich. Schon…schon als der Eisvogel von dir erzählt hat, habe ich gewusst, dass ihr das Mädchen seit mit dem ich mein Leben verbringen will. Bitte…wollt ihr mit mir auf mein Schloss kommen und meine Frau werden?“ Clara ging einen Schritt zurück und sagte:
„Euer…euer Majestät ich…ich weis nicht…ich.“
Plötzlich durchzog ein heftiger und eiskalter Wind die Höhle. Draußen verfinsterte sich der Himmel und hohe Wellen schlugen an die Ufer der kleinen Insel. Der Eisvogel fragte verwundert: „Was ist da los?! Wo kommt auf einmal der Sturm her?!“ Auf einmal hörten sie ein scheußliches Lachen und dann eine Stimme: „Ihr habt wohl gedacht ihr seit mich los?! Da habt ihr euch aber getäuscht!“ Eine große, schwarze Wolke kam vom Himmel herab geschwebt, landete auf einem Felsen und Stalaktit kam aus ihr heraus. Der Eisvogel sagte zu ihm: „Hau endlich ab Stalaktit! Verschwinde von meiner Insel!“ Doch er lachte nur und sagte: „Ich bin der rechtmäßige Herrscher dieser Insel und der Rest der Welt wird sich mir auch noch unterwerfen müssen! Weil ich bin das mächtigste Wesen im Universum!“ Prinz Sontan zog sein Schwert und stellte sich vor Clara. Da wurde er plötzlich und unerwartet von Stalaktit angegriffen und bewusstlos geschlagen. Dann sagte Stalaktit: „Clara! Eisvogel! Ihr werdet mit mir kommen! Von heute an seit ihr meine Gefangenen!“ Erschrocken sahen sich der Eisvogel und Clara an. Stalaktit zauberte eine schwarze Kugel und sagte zum Eisvogel: „Du wirst in diese Kugel hier rein gehen. In ihr wird deine Magie keinerlei Wirkung haben.“ Langsam ging der Eisvogel auf die Kugel zu. Doch noch ehe er sie betreten hatte, wurde Stalaktit auf einmal von einem feurigen Blitz getroffen. Clara und der Eisvogel schauten nach oben. Über ihnen flogen vier große, geflügelte Wesen mit den Körpern von Pferden, den Flügeln von Adlern, und den Beinen und Klauen eines Wolfes. Auf jedem von ihnen saß ein junger Mann mit einem Schwert, einem Helm, und einer goldenen Rüstung um den Oberkörper. Der Eisvogel sagte: „Das sind die 4 legendären Krieger des Nebels. Sie kommen nur wenn sie wircklich gebraucht werden.“ Einer der Krieger sagte: „Wir hatten eigentlich gehofft, das sich Stalaktit doch noch mal dem Guten zuwendet, aber anscheint ist er nur auf Macht aus. Wir werden ihn zurück verwandeln müssen.“
Dann richtete er die Spitze seines Schwertes auf Stalaktit und schoss einen hellen Blitz ab. Er wurde wieder zu dem, was er einmal war: Einem einfach Stalaktiten aus Kalkstein. Dann landeten sie und stiegen ab. Der Eisvogel sagte: „Im Namen von uns allen: Vielen Dank ihr 4. Ihr habt uns gerettet.“ Da machte auch Prinz Sontan wieder die Augen auf. Einer der Krieger sagte: „Ist doch Ehrensache. Wir sind eigentlich hier um Clara und Sontan etwas zu geben. Und war das hier.“
Dann griff er in seine Tasche und holte zwei Ringe heraus. Er sagte: „Das sind die beiden Ringe der Ewigkeit. Durch sie seit ihr für immer miteinander verbunden.“ Dann steckte er die Ringe auf Claras und Sontans Ringfinger. Prinz Sontan konnte Clara nun endlich zu sich nach Hause führen und zu seiner Frau machen. Mit dem Eisvogel blieben sie bis an ihr Lebensende befreundet und sahen ihn regelmäßig.
Ende
|