Die Blutspuren auf dem Turiner Grabtuch zeigen mit hoher Wahrscheinlichkeit kein postmortales, sondern frisches, vor dem Tode ausgetretenes Blut. Auch die Tatsache, daß Serumränder ersichtlich sind und der gekreuzigte Körper offenbar nicht in die Leichenstarre verfallen war, stärken die Hypothese, daß die ins Tuch geschlagene Person noch lange lebte – und das Tuch auch lebendig verließ.
Sollte sich die Echtheit der bedeutenden Reliquie beweisen lassen, hätte dies also keineswegs positive, sondern fatale Folgen für die Akzeptanz des christlichen Auferstehungsglaubens. Insofern scheinen kirchenkritische Behauptungen, der Vatikan habe von Anfang an die historische Dimension des Grabtuches verschleiern wollen und die verdächtig einheitliche Datierung aller drei Labors selbst inszeniert, durchaus diskutabel, obschon sie verkennen, daß die Evangelienberichte selbst keine historische Authentizität sondern Glaubenswirklichkeit spiegeln (frühere Zeugnisse wie die Briefe des Paulus erwähnen das leere Grab überhaupt nicht). Außerdem könnte das Grabtuch theoretisch die Spuren eines x-beliebigen zur Zeit der Römer gekreuzigten Menschen aufweisen, wenn auch die Ähnlichkeiten mit byzantinischen Christusbildern frappierend sind.
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