Meine im Haus wohnende Nichte, selbst im Besitz eines solchen Hundes, erzählte mir heute mit dem erleichterten Tonfall eines Menschen, für den eine große Suche zu Ende gegangen sei, sie habe jetzt die Adresse eines Heilpraktikers, der auf Chihuahuas spezialisiert sei bekommen. Wäre ich nicht der liebenswürdige Onkel, als der ich mich auch geriere, und sie nicht meine Nichte gewesen, ich hätte das gute Kind gerne kraft einiger Ohrfeigen aus ihrer Verblendung gerissen, doch so brachte ich die Geduld auf, ihr nach einigen launig einleitenden Worten, so, sie könne das Geld auch gleich zu Asche verbrennen und unter Sprechen einiger Beschwörungsformeln über den winzigen Hundekopf streuen, nach dieser tänzelnden Intrada also ernsthaft ins Gewissen zu reden und ihr begreiflich zu machen, dass es sich bei Tierheilpraktikern mehrheitlich um ängstliche und/oder verblendete Menschen handelt, die ihr Gewinnstreben nur aus Furcht vor haftungsrechtlichen Konsequenzen nicht in den Dienst des Menschen stellen würden, ein Chihuahua-Spezialist jedoch zudem auf eine Zielgruppe mehrheitlich weiblicher, alternativen Heilmethoden aufgeschlossener wohlhabender (und dummer, doch das verschluckte ich) Frauen handeln würde. Wenn ich dem Hund mit dem Sermon ein paar Lebensjahre gerettet habe, war dieses Predigen nicht nur vor eine Clubwand gesprochen.
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