Vom Wort Chefin gibt es sozusagen zwei Varianten. Da ist zum Einen die weibliche Form zu Chef. Die wird benutzt, wenn der Chef eben eine Frau ist. Chefinnen dieser Sorte sind mal so, mal so, meistens aber so.
Dann gibt es noch die Frau vom Chef. Eine solche Chefin zweiter Ordnung ist meist viel anstrengender. Anstrengender als eine echte Chefin oder ein Chef. Eine Spezialform einer solchen Chefin ist die Frau Doktor, die auf dem Standesamt promoviert hat. Diese Sorte Chefin legt allergrößten Wert auf ihre Position, nutzt ihre (echten oder angemaßten) Privilegien weidlich, um nicht zu sagen schamlos, aus. Da muss der Lehrling in der Arbeitszeit für sie private Einkäufe tätigen, oder es werden die Kinder mal kurz in der Werkstatt abgestellt. »Passt aber auf, dass die kein Quatsch machen!« Das natürlich sowieso, aber wie soll man mit eiligen Aufträgen fertig werden, wenn Vierjährige zwischen den Gabelstaplern herumkullern oder mutige Neunjährige mal eben was an der Säulenbohrmaschine (6kW Motor!) basteln wollen? Derweil nimmt die »Chefin« den firmeneigenen Bulli, um für ihre Kaffeekränzchen-Freundin irgendeine alte Nähmaschine zu transportieren. Ohne das abzusprechen, natürlich. Für die jetzt endlich fertige, eilige Nachlieferung wird dann auf Rechnung der Firma ein Lastentaxi bestellt. Das hätte zwar auch die Nähmaschine fahren können, sogar wesentlich billiger, aber das wäre dann ja als Privatentnahme zu versteuern gewesen. Schon schlau, die Frau vom Chef!
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