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Liquidationsdefensive schrieb am 19.7. 2003 um 00:46:36 Uhr über

Champagner

Mein Vater hat noch nie Champagner getrunken. Das wird sich aber in Kürze ändern. Letzte Woche habe ich ihm eine Flasche zum Geburtstag geschenkt, nachdem ich mich während meiner verzweifelten Überlegungen nach einem geeigneten Geschenk daran erinnerte, dass er neulich erwähnte - ich weiß nicht mehr in welchem Zusammenhang -, er wüsste gar nicht, wie Champagner schmeckt. Als mir das einfiel, fuhr ich gerade an einem Netto- oder Penny-Markt vorbei und trat in die Bremse. Naja, die Idee war nicht so gut, Bommerlunder und Metaxa wären kein Problem gewesen, aber mit Champagner war es natürlich Essig. Dann kam mir aber die Existenz eines Feinkostladens in den Sinn und so fuhr ich in die Stadt. Die Tür ging mit einem klassischen Palim-Palim auf und schlagartig stand eine äußerst duttgefährdete Frau, die zweifelsohne den Endruck der Inhaberin machte, vor mir und nötigte mich zu einer Ansprache: »Haben Sie Champagner?« »Natürlich haben wir so etwas Lebenswichiges!«, meinte sie, drehte sich um und ging auf ein flaschenmäßig hochgerüstetes Regal zu. »Wir haben hier: Moet-Chandon, Veuve-Cliquot, Dingsbums, Bumsdings und ...« jetzt kam es »... Taittinger.« Im Hinblick auf die eindeutige Herkunftsbezeichnung der Champagne und das französische Ettikett ist natürlich selbst der Laie, der sich nicht blamieren will, geneigt, dies auch französisch Tätöngschee auszusprechen. Nein, sie sprach es aber Taittinger aus, als ob es ein namhafter oberbayrischer Obstler wäre. Hört der Laie dies allerdings aus dem Munde einer Feinkostladenfachverkäuferin mit Inhaberinnenstatus und Duttpotential ist er natürlich froh, es nie französisch ausgesprochen zu haben, kann sich doch hinter dem Oberbayrischen nur genaueste Kenntnis um Herkunft und Familienstammbaum der Taittingers verbergen. Ha, aber in diesem speziellen Fall war mir nun aus jedenfalls als zuverlässig eingeschätzter Quelle bekannt, dass Familie Taittinger eben doch Tätöngschee heißt. Ich bekam also etwas Zweifel an den Beratungsqualitäten der tendenziell duttfrisieren Fachfrau und dachte mir, die Lebenswichtigkeit des Champagners sei ein Ausdruck dafür, dass sie sich den Schampus reinpfeift wie andere am Wochenende einen Kasten Bier. Was die denn kosten, fragte ich. Lag alles zwischen 30 und 40 Euro. »Und welchen würden Sie empfehlen?« »Am bekanntesten sind ...« »OK, ich nehm den Moet-Chandon.« Das war alles nicht überzeugend, darum nahm ich den billigsten und einfach den erstgenannten. Mein Vater fand den Champagner jedenfalls cool. Er steht jetzt wohl noch irgendwo im Schrank und so wie ich ihn kenne, wird es noch in diesem Sommer, wahrscheinlich während des Grillens heißen, »wir könnten eigentlich mal den Champagner öffnenUnd meine Mutter wird, wie immer, ausrufen: »Waaaas, jetztUnd ich werde einwenden, »Ja wieso denn nicht? Wird doch alles schimmelig. Gute IdeeUnd dann wird er in einer halben Stunde plattgemacht und mein Vater wird sagen »ja, schmeckt gut, obwohl ich Sekt sonst gar nicht so...« und ich werde intervenieren »Nixda Sekt, der Champagner wird im Vierteltakt gedrehtUnd mein Vater spottet: »Ach? Wie JoghurtUnd ich widerspreche wieder »Nein, links und rechts ist hier, glaube ich, egal. Weiß ich aber nicht genau. Egal. Prost


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