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Schmidt, am 18.10. 2012 um 09:06:48 Uhr
Cadmium

Cadmium erinnert mich an mein Grundstudium. Da will ich gar nicht dran denken, da war ich verliebt und doch irgendwie verzweifelt. Vielleicht weil ich ahnte es würde mit uns später auseinandergehen, ich hatte sowas immer im Gefühl und dachte dann, genieße die Jahre. Aber eigentlich mußte ich ja studieren statt genießen. Cadmium isr giftig. Später wurde auch sie giftig. Langsam immer mehr. Weil sie ihren Jürgen hatte. Oh mein Gott, ich kann ihn aussprechen, diesen Namen, Jahrtzehnte konnte ich ihn nicht einmal aussprechen. Jürgen war ein Boxennachbar. Tischnachbar an den Labortischen im anorganischen Praktikum wo wir mit Cadmium zu tun hatten. Wir analysierten Cadmium im Flugstaub der von nahe einer Industrieanlage stammte. Nebst anderen Bestandteilen. Jürgen kam immer öfter mit zu uns nach Hause, zum Übernachten. Wir wohnten in Studentenwohnheim im Zweierapartment, er hatte vierzig Kilometer Fahrweg und wohnte bei den Eltern. Da lohnte es sich nicht, zumal wenn er unseren französischen Rotwein getrunken hatte, noch zu fahren. Ach, hatte ich erwähnt, meine erste Frau und Jugendliebe war Französin. Aber mittlerweile glaube ich eher sie war eine Art Trophähe, um meinem Vater zu gefallen. Das ist alles so lange her. Mittlerweile hat sie zwei erwachsene Kinder und ich habe sie seit der Zeit nicht ein einziges Mal gesehen oder gesprochen. Ich glaube auch kaum daß sie ihren zutiefst bürgerlichen Charakter irgendwie verändert hat. Ich sag' das jetzt einfach mal so. Ich weis nicht wie ich das sonst nennen sollte. Sie ist ein einfacher Mensch. Ich war der Komplizierte. Das hat sie mir immer wieder bestätigt. Bis sie nicht mehr konnte und die Alternative offen vor ihr lag. Jürgen wollte daß sie sich entscheidet. Er promovierte mehr als ein Jahr vor mir, hatte eine Anstellung in Aussicht, im Gegensatz zu meinen Sprüchen. Nun, so kam es daß sie innerhalb weniger Tage auszog und auch keinen Besuch mehr von mir wünschte, das täte ihr alles zu weh, später verlegte sie sich auf, sie habe Angst vor mir. Meine Drogenkarriere hat da so richtig begonnen. Das soll keine Entschuldigung sein. ich beschreibe nur wie es war. Ich war damals so ungeheuer zwiespältig. Es fällt mir schwer an meine Gefühle zu denken. Ich wollte sie, aber ich wollte sie nicht mehr so wie sie war, sondern ich wollte daß sie anders ist. aber sie war nun mal nicht anders. Sie war sie. Und ich erkannte, ich habe in ihr immer nur die Frau gesehen die ich nach meinem Bild formen wollte und nun war es mir gründlich mißlungen. Sie warf mir vor ich sei nicht genügend eifersüchtig gewesen, es sei nicht normal daß ich ihr eine nebeneheliche Beziehung gestattet habe, dabei lag sie schmusend und heulend in meinen armen und gestand mir, sie liebe ihn auch, und was fiel mir dazu ein, ich sagte dem leibenden und schmusenden weibchen, dann geh' doch zu ihm, solange Du zu mir zurückkommst, tu doch, ich kann Dich verstehen, ich hab' ja auch Augen für andere Mädchen. Da war sie froh und ging zu ihm und kam zurück und sagte sie liebe mich nun umso mehr und hätte nie geglaubt das so etwas möglich sei in einer Ehe und so fort und ich war stolz so liberal zu sein und eine Frau die von anderen begehrt wird und trieb sie in seine Arme wenn sie lästig jammerte am Strand, wo bist du, du brätst ja gar nicht neben mir in der Sonne weil ich lieber windsurfte und immer nur kurz braten wollte, da lag er dann brac und stundenlang neben ihr. das alles brauchte Jahre bis es zum problem wurde, viele Jahre lief es ganz gut. Dann schlug die gesamte Giftigkeit des Cadmiums zu und die letzten Haare fielen mir aus.


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