Scheither: Johann Bernhard v. S., Schriftsteller über Befestigungskunst, nahm, wie er selbst schreibt, schon 1644 am dreißigjährigen Kriege theil und gehörte dann den Truppen an, welche der zu Celle residirende Herzog Georg Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg unter den Befehlen seines General-Majors, des Grafen Josias von Waldeck, im Spätherbst 1668 im Solde Venedigs nach der Insel Kandia entsandte, um die gleichnamige befestigte Hauptstadt gegen die belagernden Türken vertheidigen zu helfen. S. war damals Capitän im Regiment zu Fuß des Oberst v. Raßfeldt; er wurde dort verwundet und zum Major befördert. Nachdem die Festung am 27. September / 7. October 1669 mittels „ehrenvollen Accordes“ übergeben war, kehrten die Truppen 1670 heim. Nach der Rückkehr aus dem Kampfe, welcher die Augen dreier Welttheile auf sich gezogen hatte, schrieb S., auf seine Beobachtungen und Erfahrungen gestützt, sein erstes Werk „Neue vermehrte und verstärkte Vestungs-, Bau- und Kriegsschule“, Braunschweig 1672. Daß dasselbe aus der Praxis hervorgegangen war und daß S. höherer geistiger Vorbildung ermangelte, zeigt die Art, in welcher er Fremdwörter schrieb. Bald darauf erbat und erhielt ihn „des Heiligen Römischen Reiches freye Stadt Straßburg“ für ihren Dienst, in welchen er als „Bestallter Obrist-Lieutenant über dero Artillerie und Garnison“ trat. In dieser Stellung gerieth er durch ein zweites Werk, „Examen fortificatorium“, welches 1677 zu Straßburg erschien, in eine litterarische Fehde mit einem anderen Schriftsteller Georg Rimpler, welcher dagegen „Herrn J. B. Scheither’s, Ingenieurs und Majors furieuser Sturm auf die befestigte Festung totaliter abgeschlagen durch George Rimplern,“ 1678, schrieb. S. ging als Sieger aus dem Kampfe hervor; er erweist sich als ein verständiger Fortbildner und Verbesserer der bastionären Befestigungsweise und ist als ein Vorläufer Montalembert’s zu bezeichnen.
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