»Es liegt ein Grauschleier über der Stadt«
(Fehlfarben)
"Südwestlich von Berlin, wo sich der Harz erhebt, an schroffe Berge gesetzt, die wie Wände drei der vier Himmelsrichtungen verstellen, in einem Kessel, in den zwei Gleise führten aus der offenen Ebene, der vierten, utopischen Richtung, um an einem Prellbock aus verwittertem Holz zu enden, in einer Sackgasse also und von rötlichem Staub überpudert, für den es keine nachweisliche Ursache gab, lag Less‘ Geburtsstadt, mit der er gern weniger zu schaffen gehabt hätte, als es ihm möglich war.
Genau genommen war Less an einer Raststätte groß geworden. Seine Großmutter war vierundvierzig aus dem Osten geflohen, hatte nach einigem Hin und Her ihren Mann in einem Lager bei Wuppertal ausfindig gemacht, sich dorthin durchgeschlagen und erfahren, dass er längst wieder freigekommen war. Er hatte den Weg zurück angetreten, um sie und die Kinder zu suchen. Eine Richtung, die verhängnisvoll war, nicht zuletzt für Less, Ausdruck einer Orientierungslosigkeit, die sich lediglich ein festes Ziel schuf, um es anzusteuern.
Tief im Osten, in der schlesischen Steppe zwischen Liegnitz und Grünberg, lag der Gutshof, zu dem es seinen Großvater gezogen hatte..."
( André Kubiczek, »JUNGE TALENTE«, S. 7 )
|