Genosse General ! Wir haben ein echtes, kreisübergreifendes Problem mit gefälschten Bratwurstzuteilungscheinen ! Diese tauchen seit Beginn der warmen Jahreszeit in den Grenzkreisen auf - zuerst in Bad Salzungen und Meiningen, dann auch in Eisenach und Hildburghausen, vereinzelt auch in Schmalkalden und sogar in der Bezirkshauptstadt. Aufgefallen ist das zunächst bei den Dispatchern. Es sind an einzelnen Bratwurstverteilungseinrichtungen teilweise bis zu 100% mehr Bratwurstzuteilungsscheine eingelöst worden, als von den Organen auf diese Einrichtungen ausgestellt worden sind. Die Dispatcherleitung ist da natürlich ganz schön ins Rudern gekommen, und teilweise konnten keine Bratwürste mehr ausgegeben werden. Das hat natürlich zu begreiflicher Unruhe in der Bevölkerung geführt und wie die Dispatcherleitung sich bei den zuständigen Stellen beschwert hat, ist die Sache dann aufgefallen. Wir haben die Scheine dann untersucht - die Fälschungen sind nicht all zu geschickt, aber bei einem Bratwurstzuteilungsschein über zwei, drei Bratwürste, da guckt doch keiner genau hin, was man ja auch nicht verdenken kann. Das es sich dabei um eine geschickt geplante Aktion handelt, kann man aber eben auch schon daran ersehen, daß niemals gefälschte Bratwurstzuteilungscheine über mehr als 7 Bratwürste aufgetaucht sind, weil ja bei größeren Mengen schon mal ein Verdacht auftauchen könnte. Aufällig war auch, daß 90 % der gefälschten Scheine verschmutzt waren oder Beschädigungen aufwiesen. Zuerst dachten wir, daß hätte man absichtlich getan, um die Fälschung zu tarnen. Aber dann, noch während wir die operative Überwachung der Bratwurstverteilungseinrichtungen durchgeführt haben, bekamen wir von den Grenztruppen die Meldung, daß Dutzende von diesen Scheinen unmittelbar im Grenzstreifen gefunden worden sind. Dort wird ja mehrfach täglich Streife gegangen. Es gibt nur eine logische Erklärung: die Schein werden vom Klassenfeind gefälscht und aus der Luft abgeworfen ! Wir wissen natürlich noch nicht, wie das genau funktioniert, am wahrscheinlichsten ist ein Abwurf aus kleineren Ballons, wie sie der Feind in den 50er und 60er Jahren zur Verbreitung von Hetzpropaganda eingesetzt hat. Klar ist aber auch, daß der Feind genaue Informationen über die Organisation der Bratwurstversorgung in unserem Staat hat. Er kennt sowohl die zuständigen Organe für die Bratwurstzuteilungsscheine und Bratwurstzuteilungskarten, und weiß genau, wie die entsprechenden Dokumente aussehen, und er kennt auch die genaue Lage und Bezeichnung der Bratwurstverteilungseinrichtungen. Wir müssen also weiter davon ausgehen, daß es in der Bratwurstverteilung eine oder mehrere Spione gibt - die können im Bratwurstkombinat »20. Jahrestag« sitzen, oder aber in den Räten der Kreise oder sogar bei uns hier im Bezirk in den Versorgungsabteilungen. Jedenfalls ist das ein Problem, daß wir auf Kreisebene nicht mehr unter Kontrolle halten können. Vor allem meinen wir, daß es, bis wir genauere Informationen haben, erforderlich ist, Unruhe in der Bevölkerung zu vermeiden und die Bratwurstproduktion entsprechend hochzufahren, bis wir wissen, wie die gefälschten Bratwurstzuteilungsscheine in unseren Staat kommen und das unterbinden können ! Dafür schlagen wir vor, daß wir uns zunächst mit den Grenztruppen und der Luftüberwachung verständigen, damit eine Radarüberwachung auch in Bezug auf kleine Objekte in den betroffenen Zonen durchgeführt wird. Weil eins ist klar: ein Abwurf aus der Luft kann nur nachts erfolgen, weil das Tagsüber ja sofort aufgefallen wäre.
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