An Bezirksverwaltung Suhl von MfS:
1. Der Klassenfeind leistet sich eine erneute, ernsthafte Provokation durch Verbreitung gefälschter Bratwurstzuteilungsscheine, was vorerst auf den westlichen und südlichen Teil des Bez. Suhl (Kreise Bad Salzungen, Meiningen, Hildburghausen) beschränkt zu sein scheint. Die Verteilung erfolgt nach bisherigen Erkenntnissen auf dem Luftwege, höchstwahrscheinlich durch Ballons. Die gefälschten Bratwurstzuteilungscheine werden von den Bürgern zu einem erheblichen Teil bei den Bratwurstversorgungseinrichtungen zur Einlösung vorgelegt und - da die gefälschten Scheine nur über kleinere Bratwurstmengen lauten - dort auch in der Regel bedenkenlos eingelöst, was bereits zu ernsthaften Disproportionen in der Bratwurstlenkung und entsprechender Unruhe in der Bevölkerung geführt hat. Die Organe der Grenztruppen und der Luftverteidigung haben einen Arbeitsstab zur Ermittlung des genauen Verteilungsweges und zur Unterbindung weiterer Verteilungen gefälschter Bratwurstzuteilungsscheine gebildet. Bis diese unterbunden werden kann, ist jedoch noch mit weiteren feindlichen Provokationen zum Zwecke der ideologischen Diversion zu rechnen. Um dem entgegenzuwirken ordne ich an:
2. Den Bratwurstverteilungseinrichtungen des Bez. Suhl wird über das Kombinat »20. Jahrestag« (Bratwurstkombinat) aus dem Fonds Kommerzielle Koordinierung ein Betrag von D-Mark 500.000 zur Beschaffung von Bratwurstkontingenten aus dem nichtsozialistischen Währungsraum zur Verfügung gestellt, die über die Organisation der Dispatcher zur Abdeckung von durch oben genannte Provokationen entstandenen Nachfrageüberschüssen verwandt werden können. Unterschiede in Aussehen, Konsistenz und Geschmack sind mit bratwurstwissenschaftlichen Forschungen für Exportprodukte zu begründen, welche durch Veröffentlichungen in der Bezirkspresse in Absprache mit TH Ilmenau (Prof. Dr.Dr. Findeisen) zu untersetzen sind.
3. Die Bratwurstverteilungseinrichtungen in den Kreisen
- Eisenach
- Bad Salzungen
- Gotha
- Schmalkalden
- Meiningen
- Zella-Mehlis
- Hildburghausen
sowie der Bezirkshauptstadt Suhl sind operativ zu überwachen. Bürger, die mutmaßlich gefälschte Bratwurstzuteilungsscheine zur Einlösung vorlegen, sind verdeckt zu befragen. Zuführungen sind zu vermeiden es sei denn, daß die Betroffenen größere Mengen von mutmaßlich gefälschten Dokumenten vorlegen.
4. Die Wald- und Feldgebiete in den unter Zif. 3 genannten Kreisen sind konsequent ab Sonnenaufgang systematisch aus der Luft abzusuchen. Bei Auftreten erneuter Abwürfe von Bratwurstzuteilungsscheinen durch den Klassenfeind sind die entsprechenden Gebiete unter dem Vorwand von Übungen der Grenztruppen abzusperren und die gefälschten Bratwurstzuteilungsscheine sicherzustellen. Grenztruppen sind informiert, die operative Verantwortung trägt Bez.Verw. Suhl.
5. Bürger, die gefälschte Bratwurstzuteilungsscheine an den Bratwurstverteilungseinrichtungen zur Einlösung vorgelegt haben, sind zu ermahnen. Von Strafrechtlichen Maßnahmen ist vorbehaltlich meiner Genehmigung im Einzelfall abzusehen. Das Auffinden der gefälschten Scheine ist mit Transportunfällen im Rahmen der Verbringung bereits abgerechneter Bratwurstzuteilungsscheine an die Arbeiter- und Bauerinspektion zu begründen. ABI ist informiert.
6. Weiter Anweisungen folgen.
gez. Miehlke
Armeegeneral
|