Brasilien wurde am 22. 4. 1500 von dem Portugiesen P. A. Cabral entdeckt und für Portugal in Besitz genommen. Mehrere Versuche europäischer Staaten, sich in Brasilien festzusetzen, konnten von den Portugiesen vereitelt werden. Nur den Holländern gelang es, 1630 in Pernambuco eine eigene Kolonie zu errichten (bis 1654). 1763 wurde Bahia, das seit 1541 Hauptstadt Brasiliens war, von Rio de Janeiro abgelöst, das seit 1808 (bis 1820) auch Regierungssitz des von Napoleon I. vertriebenen portugiesischen Königs Johann VI. war.
1822 erklärte sich Brasilien unter dem portugiesischen Kronprinzen Dom Pedro für unabhängig von Portugal und proklamierte ihn als Pedro I. (Peter I.) zum Kaiser. 1831 dankte er zugunsten seines fünfjährigen Sohnes Pedro II. (Peter II.) ab (bis 1840 Regentschaft). Pedro II. begünstigte eine starke europäische Einwanderung, um die Entwicklung der brasilianischen Wirtschaft zu fördern, 1851/52 nahm Brasilien am Krieg gegen den argentinischen Diktator Rosas teil, und 1864-1870 war es die militärische und politische Führungsmacht der Tripelallianz im Krieg gegen Paraguay. Die Abschaffung der Sklaverei (1888) führte 1889 zum Sturz des Kaisertums.
Marschall da Fonseca wurde der erste Staatspräsident. Die Verfassung der Republik der »Vereinigten Staaten von Brasilien« lehnte sich eng an das nordamerikanische Vorbild an. Unter den republikanischen Regierungen machte die wirtschaftliche Entwicklung rasche Fortschritte. Grenzstreitigkeiten mit den Nachbarstaaten wurden durch Schiedssprüche friedlich beigelegt. Die Konkurrenz der Gummiplantagen in Asien führte 1914 in Brasilien zu einer ernsten Wirtschaftskrise, die erst nach dem 1. Weltkrieg, an dem sich Brasilien seit 1917 gegen Deutschland beteiligte, behoben wurde.
Revolutionen in São Paulo und Rio Grande do Sul hemmten die Nachkriegsentwicklung. 1930 wurde G. Vargas durch Staatsstreich Präsident; ab 1937 regierte er diktatorisch. 1942 trat Brasilien auf alliierter Seite in den 2. Weltkrieg ein. 1945 wurde Vargas vom Militär gestürzt, Brasilien erhielt wieder eine demokratische Verfassung. 1950 erlangte Vargas erneut durch Wahl die Präsidentschaft, 1954 wurde er abermals zum Rücktritt gezwungen. Unter Präsident J. Kubitschek (1956-1961) wurde die neue Hauptstadt Brasília gebaut. Präsident J. Goulart (seit 1961) nahm weit gehende Sozialreformen in Angriff und zog sich dadurch die Gegnerschaft konservativer Kreise zu. Seinem Sturz 1964 folgte eine Herrschaft des Militärs. Erst 1979 wurde eine Liberalisierung eingeleitet. 1985 fanden wieder freie Präsidentschaftswahlen statt. 1988 trat eine neue Verfassung in Kraft. Der seit 1990 amtierende Staatspräsident F. Collor de Mello trat 1992 aufgrund einer Korruptionsaffäre zurück. Sein Nachfolger wurde I. Franco. 1993 fand ein Referendum über die Staatsform (Monarchie oder Republik) sowie über das Regierungssystem (parlamentarische oder präsidiale Demokratie) statt. Eine Mehrheit der Bevölkerung votierte dabei für die Beibehaltung des Präsidialsystems. Durch eine Währungsreform (Einführung des Real) versuchte die Regierung 1994, der rasch fortschreitenden Geldentwertung, die die wirtschaftliche Basis Brasiliens zu zerstören drohte, Herr zu werden. Die Präsidentschaftswahlen 1994 und 1998 gewann der Sozialdemokrat F. H. Cardoso.
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