Der Bonze hat Macht, verfügt über sie, ist Teil einer allumfassenden All-Macht. Dementsprechend begegnen ihm seine Mitmenschen mit Devotion und Servilität, die zuweilen die Grenzen zum Grotesken überschreiten. Nicht-Bonzen und Bönzchen gegenüber ist er ein Gutsherr oder Fürst, lediglich zu Co-Bonzen oder anderweitig Mächtigen verhält er sich mitmenschlich. Oberbonzen gegenüber ist er seinerseits servil, sofern es sich nicht um politische Gegenspieler handelt. Türen werden ihm aufgehalten, Teppiche für ihn ausgerollt (meist nur für Oberbonzen), vor Einladungen und Offerten kann er sich kaum retten. Die hüpschesten Frauen und knackigsten Jungs halten für ihn hin. Er wird umbuhlt und umworben. Der Genuß der Macht ist es, den der Bonze erstrebt und sein einziger Daseinszweck ist. Dabei ist von Korruption usw. noch gar nicht die Rede, obschon es in der Bonzistik eine weitverbreitete Ansicht ist, daß die Korruption zum Wesen des Bonzentums dazu gehört. Mit Recht wird vorgetragen, daß man sich einen Funktionär, an den niemals ein korruptives Ansinnen herangetragen wird, kaum als Bonzen vorstellen kann, es vielmehr erforderlich ist, daß ein Funktionär als Gegenstand passiver Korruption für aktiv Korrupte (also zB Schmiergeldzahler) interessant ist, um von einem Bonzen sprechen zu können.
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