Einziges Land, in dem die Drogenbauern eine bedeutende politische Kraft bilden und unter Führung des cocalero Evo Morales eine sozialistische Partei gegründet haben.
Nach der früher regelmäßigen Zerstörung der Coca-Felder durch die US-amerikanische Drogenbehörde DEA, das US- und das bolivianische Militär, nach den an der Landbevölkerung veranstalteten Massakern, nach der Entziehung der wirtschaftlichen Grundlage der Aymara, nach dem Diktat der üblichen »Reformen« durch den IMF (Privatisierung öffentlicher Services, Zerschlagung der Gewerkschaften, Kürzung der Sozialausgaben, Ausplündernlassen der heimischen Wirtschaft durch in- und ausländische Firmen, Versuch, die heimischen Gasvorkommen zu privatisieren etc.) ist es ein hoffnungmachendes Wunder, dass die Landbevölkerung sich mässigt und demokratisch organisiert, statt loszuschlagen.
Bei den Feldzügen gegen die Coca-Industrie wurden die Bauern als einzige geschädigt; die Cocain-Mafia blieb unbehelligt; was Wunder, ist sie doch längst Teil des Establishments.
Der Anbau der coca hat in Bolivien Tradition; es ist eine Art Volksdroge wie hierzulande der Café. Die Blätter sind auf jedem Markt zu kaufen, und mit etwas Kalk gekaut, machen sie die harte Arbeit und den Hunger in den typischen Höhen von 3800 bis 5000 m auf dem altiplano erträglich.
Die Extraktion und Produktion der »pasta base«, dem Grundstoff für crack und coke, wird erst seit ca. 100 Jahren praktiziert.
Eine Gefahr liegt in einem jüngst geschürten revisionistischen Nationalismus, der sich gegen das Nachbarland Chile richtet und die Folgen des »Salpeterkriegs« 1878-1881 teilweise wieder revidieren will (Küstenstreifen am Pazifik für Bolivien).
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