Deepwater Horizon in Brand
Allgemeines
Klasse: Deepwater (Bohrplattform)
Eigner und Betreiber: Transocean
Pächter: BP Exploration
Registrierung: Majuro, Marshallinseln
Identifikation: IMO: 8764597, Rufzeichen: V7HC9
Bauwerft: Hyundai Heavy Industries in Ulsan, Südkorea
Baukosten: 350 Millionen US-Dollar
Kiellegung: Dezember 1998
Stapellauf: Februar 2001
Status: gesunken
(am 22. April 2010)
Abmessungen, Gewichte und Kapazitäten
Länge: 121 m (396 Fuß)
Breite: 78 m (256 Fuß)
Tiefe: 41 m (136 Fuß)
Tiefgang: 9 m (29 Fuß) bei Überführung
23 m (76 Fuß) im Betrieb
Vermessung: 32.588 GT
Verdrängung: 52.587 Tonnen
Besatzung: ca. 146
Kapazität: 8.202 Tonnen (max. Tragfähigkeit)
Maschinendaten
Energie-
versorgung: gesamt 43.735 kW (ca. 59.464 PS)
6x Wärtsilä 18V32, je 7.300 kW (ca. 9.900 PS)
Antrieb: gesamt 44 MW (ca. 60.000 PS)
6× KaMeWa »Aquamaster«, je 5,5 MW (ca. 7.480 PS), Festpropeller
Geschwindigkeit: ca. 4 Knoten
Deepwater Horizon war eine Ölbohrplattform im Golf von Mexiko. Am 22. April 2010, zwei Tage nach einer Explosion, sank sie ins Meer und verursachte eine schwere Ölpest. Die Plattform war 2001 gebaut worden, die Firma Transocean betrieb sie im Auftrag von BP für Ölbohrungen in rund 1500 m tiefen Gewässern.
Am 20. April 2010 ereignete sich auf der Plattform eine schwere Explosion. Sie brannte aus und sank trotz Rettungsversuchen zwei Tage später. Aus dem Leck in 1,5 Kilometer Meerestiefe traten in der Folge täglich rund 800.000 Liter Rohöl aus[1]. Es folgten verschiedene Versuche, den entstandenen Ölteppich unter anderem mit Chemikalien unter Kontrolle zu bekommen. BP scheiterte damit, das Leck mit Hilfe von Unterwasserrobotern zu schließen. Die geplante Erstellung eines weiteren Bohrlochs, um Druck vom Leck geschlagenen Bohrloch zu nehmen, sollte etwa drei Monate in Anspruch nehmen. Experten nehmen an, dass diese Katastrophe das Ausmaß des Tankerunglücks der Exxon Valdez übertreffen wird.[2][3]
Inhaltsverzeichnis [Verbergen]
1 Geschichte und Beschreibung
2 Hintergrund von Tiefseebohrungen
3 Unfall und Ölpest
4 Ökologische Folgen
5 Siehe auch
6 Weblinks
7 Einzelnachweise
Geschichte und Beschreibung [Bearbeiten]
Deepwater Horizon
Ursprünglich für R&B Falcon entworfen, startete der Bau der Horizon im Dezember 1998 in der Werft von Hyundai Heavy Industries in Ulsan, Südkorea. Ihre Indienststellung erfolgte im Februar 2001, nachdem R&B Falcon bereits von Transocean übernommen worden war. Eigentümer der Deepwater Horizon war Transocean. BP schloss für die Anlage einen Leasing-Vertrag mit einer Laufzeit bis September 2013 ab.
Die Plattform war eine dynamisch positionierte Halbtaucherkonstruktion, sie ruhte also auf teilweise in das Meer eingetauchten Säulen, die von unter Wasser befindlichen Auftriebskörpern getragen wurden.
2002 wurde die Bohreinheit mit einem „e-drill“ genannten Überwachungssystem aufgerüstet, das in Houston, Texas stationierten Technikern die Fernwartung der Plattform ermöglichte.[4]
Der letzte Standort der Plattform war 84 km südöstlich von Venice, Louisiana. Von ihr aus wurde im Tiber-Ölfeld am 2. September 2009 in einer Meerestiefe von 1.250 m die weltweit bisher tiefste Bohrung ihrer Art bis in 10.685 m getrieben.[5]
Hintergrund von Tiefseebohrungen [Bearbeiten]
Steigende RohölpreiseDie Ölmenge, die man mittels konventioneller Ölbohrungen an Land und im Flachwasser fördern kann, ist begrenzt. Sie lässt sich mit technischen Mitteln steigern (beispielsweise indem man bis zu 340 Grad Celsius heißen Dampf in den Boden pumpt, um zähflüssige Rohöle zu verflüssigen; »Hot-Dry-Rock«-Verfahren), was sich bei hinreichend hohen Ölpreisen lohnt. Seit Anfang der achtziger Jahre ist die Menge von neu entdeckten Ölvorkommen im Kontrast zum beinahe kontinuierlich steigenden Verbrauch rückläufig, weshalb viele Experten mit einem Rückgang der Ölförderung (Globales Ölfördermaximum) innerhalb der nächsten Jahren rechnen.
Diese Faktoren machen es zusammen mit steigenden Ölpreisen und der hohen Importabhängigkeit der meisten Industriestaaten interessant, unter vergleichsweise hohem Aufwand und technischen Risiken Erdöl aus großen Wassertiefen (Tiefbohrungen) zu fördern und unkonventionelle Ölquellen (z. B. die Athabasca-Ölsande) zu erschließen. Um einen Konsens für das Klimaschutzgesetz zu erreichen, hatte US-Präsident Obama noch im Februar 2010 acht Milliarden Dollar für den Bau eines Atomkraftwerkes zugestanden und im März 2010 die Genehmigung bislang ausgesetzter Ölbohrungen vor den Küsten in Aussicht gestellt.[6]
Unfall und Ölpest [Bearbeiten]
Brand der Deepwater Horizon aus einem Rettungshelikopter der US Coast Guard gefilmt (20. April 2010)
Satellitenbild des Mississippideltas vom 1. Mai 2010. Der Ölteppich ist in der Bildmitte erkennbarAm 20. April 2010 ereignete sich auf der Deepwater Horizon eine Explosion, der ein Brand folgte. Die eingesetzten Löschschiffe konnten die Bohrinsel nicht retten, so dass die Plattform am 22. April 2010 sank.[7] 115 Arbeiter konnten gerettet werden, elf blieben vermisst.
Unmittelbar nach dem Untergang der Plattform wurde ein etwa 1,5 km mal 8 km großer Ölteppich beobachtet[8], der sich nach wenigen Tagen auf eine Fläche von über 9.900 km² ausdehnte.[9][10]
An der Unglücksstelle liefen nach ersten Angaben täglich etwa 1.000 Barrel (160.000 Liter) Rohöl ins Meer.[11][12] Einige Tage später wurden die Schätzungen durch die Entdeckung eines dritten Lecks auf eine Austrittsmenge von etwa 5.000 Barrel (etwa 800.000 Liter) pro Tag korrigiert.[13][14]
Vom Öl gefährdet sind das Flussdelta des Mississippi und insbesondere das dort liegende Wildschutzgebiet Pass á Loutre.
Am 28. April 2010 wurde von den US-Behörden entschieden, den Ölteppich kontrolliert abzubrennen.[15] Die Wirksamkeit der Maßnahme blieb ungewiss.[9] Hoher Wellengang verhinderte zudem die Eingrenzung des Ölteppichs mit schwimmenden Barrieren.[16] Die National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA), die Wetter- und Ozeanographiebehörde der Vereinigten Staaten, ist maßgeblich an der Bekämpfung der Ölpest beteiligt.[17]
Am 29. April 2010 trafen erste Ausläufer des Ölteppichs auf die Küste Louisianas.[16] Am gleichen Tag wurde das austretende Öl von der US-Regierung zur nationalen Katastrophe erklärt. Somit kann auch die United States Army zur Bekämpfung der Ölpest eingesetzt werden.[18] Zudem bat BP offiziell die US-amerikanische Armee um Hilfe bei der Bekämpfung des Ölteppichs[19] und übernahm die finanzielle Verantwortung für die Maßnahmen, die notwendig sind, um die Ölpest aufzuhalten.[20]
In den Bundesstaaten Louisiana, Florida, Mississippi und Alabama wurde der Notstand ausgerufen.[21]
Ökologische Folgen [Bearbeiten]
Ausbreitung des Ölteppichs, Schätzung für den Zeitraum vom 27. April bis 1. MaiDas kontrollierte Abbrennen des Ölteppichs ab dem 28. April 2010 schlug weitgehend fehl. Durch das Abbrennen kam es zu einer erheblichen Luftverschmutzung. Zudem verbleiben bei dieser Vorgehensweise die Schadstoffe aus dem Öl (beispielsweise toxische polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe) als Rückstände im Meer und gelangen weiterhin in die Nahrungskette.[22] Die Methode wurde bereits nach einem Unglück vor Neufundland im Jahr 1993 angewandt und hatte dort unterschiedliche Auswirkungen. 50 bis 99 Prozent des entzündeten Öls wurden vernichtet. Die NOAA erklärte, Vögel und Säugetiere könnten eher einem Feuer als einem Ölteppich entkommen. Die Auswirkungen auf Fische und andere Meerestiere sind der NOAA zufolge aber unklar.[23]
Im Verlauf der Katastrophe musste BP einräumen, dass nicht alle Küstenabschnitte geschützt werden können und errichtete Öl-Barrieren, teilweise wirkungslos waren, weshalb unter anderem Seevögelkolonien sowie Fisch- und Austernbestände in der Region erhebliche Schäden erleiden werden.[24] Nachdem der Ölteppich Inseln und Küstenabschnitte erreicht hat, sind nach Angaben des NABU verheerende Auswirkungen für Zehntausende in der Region brütende Küstenvögel wie Braunpelikane und Rötelreiher unvermeidlich. Viele Strandbrüter wie Seeregenpfeifer und Scherenschnäbel sind dem Öl in der Brutsaison besonders schutzlos ausgeliefert. Die Ölkatastrophe bedroht auch Delfine, Meeresschildkröten und Fische, für die das weit verzweigte Mississippi-Delta eine besonders wichtige Kinderstube darstellt.[25]
Siehe auch [Bearbeiten]
Ixtoc I
Alexander L. Kielland (1980 in der Nordsee gekenterte Halbtaucherbohrinsel)
Mumbai High North
Piper Alpha
Liste von Ölkatastrophen
Weblinks [Bearbeiten]
Wikinews: Bohrinsel im Golf von Mexiko explodiert und gesunken – Nachricht
Wikinews: Bohrinsel-Unglück: Großer Ölteppich bedroht die Küste Louisianas – Nachricht
Commons: Explosion und Brand der Deepwater Horizon – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Gulf of Mexico - Deepwater Horizon Incident Offizielle Seite (englisch)
Deepwater: „Fleet specifications“ (englisch)
ABS Record
GOES-13 satellite images (CIMSS Satellite Blog)
Einzelnachweise [Bearbeiten]
↑ nytimes.com: „Size of Spill in Gulf of Mexico Is Larger Than Thought“, 28. April 2010
↑ Tagesschau: „Die Ölpest wird immer bedrohlicher“, 1. Mai 2010
↑ spiegel.de: „Umweltdebakel im Golf von Mexiko – Ölflut zwingt Obama in die Krisen-Offensive“, 30. April 2010
↑ „Monitoring system reduces rig downtime“, Offshore Magazine vom 1. November 2002, abgerufen am 22. April 2010.
↑ BP drills oil discovery in the Gulf of Mexico vom 2. September 2009, abgerufen am 23. April 2010.
↑ ZDF (online)
↑ N24: Ölplattform vor US-Küste gesunken vom 23. April 2010, abgerufen am 23. April 2010.
↑ »Im Golf von Mexiko droht eine Ölpest«. tagesschau.de, 23. April 2010, abgerufen am 30. April 2010.
↑ a b »Weiteres Öl-Leck entdeckt«. tagesschau.de, 29. April 2010, abgerufen am 29. April 2010.
↑ »Ölteppich wird immer größer«. focus.de, 02. Mai 2010, abgerufen am 02. Mai 2010.
↑ »Im Golf von Mexiko droht eine Ölpest«. tagesschau.de, 23. April 2010, abgerufen am 23. April 2010.
↑ »Havarierte Plattform hinterlässt riesigen Ölteppich«. faz.net, 26. April 2010, abgerufen am 26. April 2010.
↑ http://www.welt.de/vermischtes/article7387226/Drittes-Leck-nach-Bohrinsel-Explosion-entdeckt.html
↑ »USA: Gesunkene Bohrinsel Öl sprudelt aus drei Lecks«. sueddeutsche.de, 29. April 2010, abgerufen am 29. April 2010.
↑ »US-Behörden kündigen Verbrennung des Ölteppichs im Golf von Mexiko an«. dradio.de, 28. April 2010, abgerufen am 28. April 2010.
↑ a b »Ölteppich erreicht US-Küste früher als erwartet«. Spiegel Online, 30. April 2010, abgerufen am 30. April 2010.
↑ noaa.gov: Deepwater Horizon: NOAA Roles
↑ Kampf mit „allen verfügbaren Mitteln“ auf ORF vom 29. April 2010 abgerufen am 29. April 2010.
↑ Bericht auf WDR2
↑ „BP übernimmt Kosten für Ölpest-Bekämpfung“ auf Spiegel-online.de
↑ »Ölpest immer bedrohlicher«. tagesschau.de, 1. Mai 2010, abgerufen am 1. Mai 2010.
↑ »Wenn der Ölteppich die Küste erreicht«. dradio.de, 30. April 2010, abgerufen am 02. Mai 2010.
↑ Neues Leck könnte Öl-Desaster vor US-Küste beschleunigen handelsblatt.com, 29. April 2010, abgerufen am 3. Mai 2010
↑ CNN vom 29. April 2010
↑ NABU Pressemeldung vom 04.05.2010
28.7538333-88.3148333
Koordinaten: 28° 45′ 14″ N, 88° 18′ 53″ WVon „http://de.wikipedia.org/wiki/Deepwater_Horizon“
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