Da war ich jetzt auch mal ein paar Tage, ich habe Bregenz gesehen und mich gefragt, was ich geschichtlich damit verbinden kann.
Mir ist nichts eingefallen, ausser Bond und Seetribühne.
Mitten im Wasser steht da ein riesenhafter Kopf, fleischfarben angemalt, daneben ein grosser goldener Kerzenleuchterrahmen und ein liegendes Buch und Robespierre.
An der Seepromenade fielen mir ein paar Bregenzer Punks auf, denn einem von ihnen gehörte ein Hund, der vom höchsten Punkt der Steintreppe aus freudigstwedelnd in den Bodensee sprang um Stöckchen zu holen.
Na gut, das Stöckchen war eigentlich kein Stöckchen, war eher schon ein halber Baum.
Diese Darbietung war mindestens genauso beeindruckend für mich wie Seetribüne mit Musik.
Gerne hätte ich dem Hund ein gutes gebratenes Stück Hinterteilfleischi hingehalten.
Ich bin sicher, dass hätte bei mir für mehr Zustände geführt, als wenn ich es einem der Zuschauer oder Gastschauspieler angetan hätte.
Merkwürdig war auch, dass Bewohner rund um den Bodensee oft auch unmittelbar mit ihrem Grundstück daran wohnen. Wenn sie nur in ihren Garten gehen, dann können sie in den See springen. Das habe ich so am Chiemsee nicht oft gesehen. Meist sind es dort nur Ferienhäuser oder Holzhütten mit Anlegestellen. Das war am Bodensee auffällig anders, direkt am Wasser sah ich
Einfamilienhäuser und das fand ich merkwürdig, weil doch auch das kleine Bächlein vorm Haus in meinen Keller plätschern kann, wenn es die Wolken so wollen, dann könnte und müsste doch auch der Bodensee zu gegebener Zeit überlaufen ?
Also, ich hab das überhaupt nicht verstanden, wie da Einfamilienhäuser direkt am Bodensee gebaut waren.
Ist das nicht so, wie wenn ich auf einer Verkehrsinsel mitten in Berlin mein Zelt aufschlagen würde ? Aber sehr freundlich sind sie, die Bregenzer, das muss man sagen.
Nun war der Bodensee nicht das Ziel meiner langen Reise, sondern ein Seminar, das ich unbedingt mit eigenen Augen sehen wollte. Ich habe dafür 50 Euro bezahlen müssen (ermässigter Tarif).
Der Seminarleiter war ein grosser Mann mit leichtem Bierbauchansatz, unrasiert, Schuhe aber sauber, diesen wollte ich sehen und ihn fragen, was es denn nun damit auf sich hat, wenn ich in den Wald gehe und von dort bringen kann einen grünen Knollenblätterpilz, einen Pantherpilz und aber auch einen Steinpilz und einen leuchtendgelben Pfifferling ?
»Sehen sie das, Herr Dr. Tripper* aus Langenargen ?«
(ich zeige ihm meine gebende Hand, darauf nichts zu sehen ist)
"Sehen sie das, wiederhole ich nocheinmal, das ist ein grüner Knollenblätterpilz !
Würden sie den essen wollen ?"
Er sagt: »Nein !«
Stellt euch das mal vor, er hat NEIN gesagt !
So ein kluger Biologe !
Und das alles lernt man an der Universität oder von den Grosseltern.
Sogar am Bodensee hat man schon davon gehört.
Und dann sagt dieses nette Riesenrindvieh, dieses riesige Baby von Biologe auch noch während des Seminars:
»Ich hab schon Pferde kotzen sehen ! Verstehnse ?«
Eija, ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie ich mich gefühlt habe.
Dazu muss man wissen, dass es heisst, Pferde seien wegen ihrer biologischer Natur ausserstande kotzen zu können, ist nicht möglich, sagen sie.
Und dann hat das Riesenbaby auch noch Goethe zitiert, das Garfield in mir, es zitterte, es bebte, es wollte raus, aber Goethe hat gesagt:
Erst das Bier, dann der Text !
Eija, und so haben wir es dann auch gehalten, bis uns die Bedienung hinauswarf und der Laden uns damit bedrohte jetzt dicht machen zu wollen.
Die Bierbringdiva sagte:
»Wir würden hier jetzt gern dicht machen wollen !«
Komischer Laden, komische Gäste.
Schockierend das.
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