»Guck mal, da!«, hieß es nur. Mit breitem Grinsen über mein dämliches Gesicht zeigte mein Kumpel auf den Fußboden. War das etwa? Nein, dieser rot-braune kleine Flatschen dort auf der schwarz-weiß gepunkteten Bodenfliese konnte doch wohl nicht wirklich ein Blutspritzer sein? Dafür war das Ding doch ein bisschen zu heftig groß. »Hier, guck!« - er zeigte quer durch das Treppenhaus unseres Orientierungsstufenschulgebäudes auf die schlangenlinienförmige Spur, die offensichtlich vom Werkraum in Richtung Lehrerzimmer führte. In unregelmäßigen Abständen wurde diese Spur gebildet von weiteren Blutspritzern, die da Pitsch-Patsch, Pitsch-di-Patsch herniedergegangen waren. Mit einer seltsam belustigenden Mischung aus Faszination und Ekel betrachtete ich die abwechslungsreich ausgefransten Kanten der langsam antrocknenden, einen Weg des Schreckens und Schmerzes markierenden Flecken. Die Lösung des grausamen Rätsels, auf die ich schlicht angesichts des reichhaltigen Werkzeugrepertoirs nicht kam, war eben so banal wie schrecklich-dumm: Die auslaufende Kreissäge war es, die ein Schüler, ironischerweise weil er es für sicherer hielt, wenn sie still stünde, mit einem naiv-beherzten Griff der bloßen Hand anhalten wollte.
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