Die Geschichte der Blutegeltherapie
1500 vor Christus
Bereits in den Keilschriften der Babylonier (1500 v.Chr) finden sich Aufzeichnungen über den Einsatz von Blutegeln zur menschlichen Behandlung. In Indien war, wie aus den Sanskrit Schriften zu ersehen ist, die Blutegeltherapie ein so beliebtes Heilverfahren, dass es bereits im 5.ten Jhr.v.Chr. Blutegelzüchtereien gab.
In Europa findet man die ersten Aufzeichnungen zur Blutegeltherapie bei Nikander von Kolophon (2.tes Jhr.v.Chr.). In den folgenden Jahrhunderten breitete sich die Blutegeltherapie rasch aus und wurde ein fixer Bestandteil als eine anerkannte Heilmethode.
19.tes Jahrhundert
Mit der Zeit wurde der Blutegel sogar zur wichtigsten medizinischen Handelsware. So stieg in der Zeit von 1827 bis 1850 die Blutegeleinfuhr in Frankreich von 33 Millionen auf 100 Millionen Blutegel pro Jahr an.
Durch dieses rasante Wachstum einerseits und die fortschreitende Industrialisierung andererseits (und die damit einhergehende Zerstörung der Lebensräume für Blutegel) dezimierte sich der Bestand an Blutegeln drastisch. Bereits Mitte des 19ten Jhr. war der Blutegel in Europa fast ausgerottet, sodass er zu Therapiezwecken aus Ländern wie Ägypten, Syrien, Türkei und Russland wieder eingeführt werden musste. Paralell dazu entstanden in Europa Zuchtbetriebe.
Mitte des 19.ten Jahrhunderts ging jedoch der Verbrauch an Blutegel, durch die Kenntnisse der Bakteriologie und Asepsis, deutlich zurück.
20.tes Jahrhundert
Anfang 1920 kam es zu einer Wiederbelebung dieses uralten Heilverfahrens, nachdem der französische Arzt Termier von den Behandlungserfolgen bei Thrombose und Thrombophlebitis berichtet hatte.
Eine Förderung erhielt die Blutegeltherapie durch die Konstitutionslehre von Bernhard Aschauer. Das Buch »Die Blutegeltherapie« vom Frankfurter Arzt Heinz Bottenberg zählt noch heute als ein Standardwerk auf dem Gebiet der Blutegeltherapie. Er beschreibt darin die örtliche und allgemeine Wirkung von Blutegeln. Danach ist die Blutegelwirkung lokal gerinnungshemmend, lymphstrombeschleunigend, antithrombotisch, immunisierend schmerzstillend und gefäßkrampflösend. Dazu kommt noch die blutreinigende und entgiftende, allgemein erleichternde, entzündungshemmende, krampflösende und beruhigende, aufsaugende und immunisierende Wirkung des Blutegels.
Nach 1950 setzte sich Heparin und Marcumar zur Thrombosetherapie durch. Damit nahm das Interesse an der Blutegeltherapie ab. Allerdings wurde Anfang der 80iger Jahre ein neues Einsatzgebiet für die Blutegel entdeckt: Die Mikrochirurgie. Bei venösen Stauungen von Transplantaten werden Blutegel seither in steigendem Umfang angewendet.
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