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Sehnsucht schrieb am 26.9. 2013 um 20:06:45 Uhr über

Blusenstute

Den großen und kleinen Heu- und Novalzehnten bezieht die Stadtpflege in einem Geldaversum. Nur aus sechs Morgen Wiesen bezieht der Spital einen gesetzten Zehnten an Geld. Über die Zehntrechte der Stadt und des Spitals in den Gemeinden Deuchelried, Niederwangen und Eglofs s. diese. Die hohe und niedere Jagd gehört dem Staat und wird an Privaten verpachtet; das Fischrecht steht der Stadt zu. Die Lage der Stadt ist offen und freundlich am rechten Ufer der obern Argen, die hier ihr Thal erweitert und hart an der Ostseite der Stadt vorüberfließt. Von allen Seiten ist der Anblick der Stadt frei und gefällig, am vortheilhaftesten aber von der Südseite oder von dem St. Wolfgangshügel herab. Die schönste Rundsicht bietet die Höhe auf der Nordseite der Stadt, das sogenannte Buch. Hier schließt die imposante Alpenkette den Horizont gegen Süden. Der Boden ist fruchtbar, die Luft rein und gesund; das Klima wird hinsichtlich seiner Milde unter den Allgäugegenden nur von der Gegend von Neuravensburg übertroffen. Wiesen, Baum- und Gemüsegärten bilden die nächste Umgebung; nördlich und nordwestlich breitet sich eine wohlangebaute Ackerfläche aus. Die Stadt ist mit Mauern und einem Graben umgeben und hat vier Hauptthore, die (das Leutkircher ausgenommen) mit Thürmen versehen sind, nämlich das Neuravensburger oder Lindauer, das Isnyer, Leutkircher und Ravensburger Thor. Das letztere hat einen besonders ansehnlichen und schönen Thurm. Außer diesen besteht noch ein Nebenthörchen oder sogenannter Einlaß. Zwei Thürme stehen an der östlichen Seite der Stadt. Eigentliche Vorstädte hat Wangen nicht; vor den Thoren befinden sich nur einzelne Gebäude, z. B. die des ehemaligen Kapuzinerklosters; doch sind in neuern Zeiten besonders an die Lindauer Straße einige Häuser hinausgebaut worden. Ohne eigentlich regelmäßig angelegt zu seyn, ist Wangen doch nichts weniger als unordentlich gebaut, die Straßen sind ziemlich gerade, breit, reinlich und mit Kieseln (Gerölle) gepflastert. Der starke Abfluß eines in der Nähe befindlichen Weihers, des Schießstatt-Weihers, ist durch die Stadt geleitet. Das Areal (317/8 Morgen) senkt sich östlich und südlich gegen die Argen, daher die größere östliche Hälfte die untere, die westliche die obere Stadt heißt. Die Bauart der Häuser ist zwar nicht modern, aber im Ganzen gut aussehend; alle Gebäude sind von Backstein, mit Ziegeln bedacht und fast durchgängig verblendet. Besonders macht die Hauptstraße, die sogenannte Herrengasse, vom Ravensburger Thor
bis an die Kirche, mit ihren an einander angeschlossenen ansehnlichen Häusern einen recht städtischen Eindruck, und gibt in dieser Hinsicht dem kleinen Wangen einen merklichen Vorzug vor so manchen dorfartigen Städten des Landes von ungleich größerer Bedeutung. Die Anzahl sämmtlicher Gebäude beläuft sich auf 428, darunter sind 296 Haupt- und Wohngebäude. Zu den öffentlichen Gebäuden gehören 3 Kirchen, 2 Kapellen, 1 Rathhaus, 1 Schulhaus, der Hospital, das städtische Theater, das Kornhaus, 2 Armenhäuser u. a., wovon unten das Nähere.


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