»Legen Sie doch bitte ab«, fordert er Hausdiener nun den Blumenverkäufer und seinen Kunden auf, während er schon die Arme ausstreckt, um Jacke und Mantel wie auf einer Gabel aufzunehmen. Der Kunde, der beeindruckt und sehr zufrieden mit der feinen Art des Hausdieners ist, kommt dem Angebot sofort nach, wohingegen der Blumenverkäufer zunächst mit einer umständlichen und Langwierigkeit androhenden Suche in seinen Manteltaschen beginnt. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie irgendwelche Gegenstände von bedeutendem Wert mit sich tragen, die eine Sicherung außerhalb Ihrer Taschen erforderlich machen könnten«, fällt der Kunde ein, der in diesem Verhalten des Blumenverkäufers ein beleidigendes Misstrauen gegen den Hausdiener wittert und eine Beeinträchtigung der nun schon sehr guten Stimmung fürchtet, in der er sich mit dem Hausdiener befindet. »Ich führe auch nur eine vorsorgliche Prüfung durch, um einem unerwarteten Verlust vorzubeugen, der mir aus den verschiedensten Gründen widerfahren kann und der mir am Ende nichts als Scherereien bereiten würde«, verteidigt der Blumenverkäufer die Verzögerung. Mit einem Blick auf den Hausdiener, der irritiert dem Streitgespräch zuhört und dem die Arme schon schwer werden, treibt der Kunde den Blumenverkäufer mit rudernden Armen zur Eile an. »Ich möchte von diesen verschiedensten Gründen nichts hören und empfehle Ihnen, im Hause meines Chefs nicht einmal daran zu denken«, fügt er ungeduldig hinzu. Der Blumenverkäufer legt seinen Mantel nun auch in die Arme des Hausdieners und entgegnet: »Es könnte sich zum Beispiel ein Loch in meiner Manteltasche befinden, von dessen Existenz ich bis heute nichts geahnt habe und durch das - vielleicht weil der Mantel ein wenig schief auf dem Bügel aufgehangen ist - etwas hindurchrutschen könnte.« Der Kunde winkt ab, um das Gespräch abzubrechen, während der Hausdiener, als er sich den Gedanken jenes durch sein Verschulden - durch wessen Verschulden auch sonst? - schief aufgehangenen Mantels vergegenwärtigt, dem Blumenverkäufer einen bösen Blick zuwirft. »Wie ich es immer tue, werde ich mich erst recht an einem so hohen Tag wie dem Geburtstag meines Hausherrn um äußerste Sorgfalt bemühen und selbstverständlich jede Schieflage der Garderobe vermeiden«, versucht der Hausdiener die Zweifel des Blumenverkäufers zu zerstreuen. »Gewiss«, erwidert der Blumenverkäufer beruhigend, um in die angespannten Beziehungen zum Hausdiener etwas Frieden einkehren zu lassen. Dieser ist inzwischen im Begriff, die Garderobe, in der sich schon einige Jacken und Mäntel befinden, zu sortieren und Platz für die Neuzugänge auf seinem Arm zu schaffen. Plötzlich stockt er für einen Augenblick, betrachtet die Garderobenstange suchend von links und von rechts, dreht sich kurz um, als er der lastenden Beobachtung der beiden Gäste hinter seinem Rücken gewahr wird, und setzt seine Suche nervös fort. Nach einiger Zeit gibt er auf und spricht in die etwas unordentlich geratene Garderobe hinein: »Ich kann keinen freien Bügel finden.« Der Blumenverkäufer sieht den Kunden fragend an, der wiederum abwinkt, um den befürchteten Beginn einer erneuten skeptischen Ansprache des Blumenverkäufers schon im Keim zu ersticken, und schlägt in betont nüchternem Ton eine Lösung vor: »Nun, dann holen Sie doch noch ein paar freie Bügel.« Der Hausdiener wendet sich dem Kunden zu und erwidert achselzuckend: »Ich weiß aber nicht, wo ich freie Bügel finden kann.« »Nun, Sie werden gewiss in einem der Kleiderschränke meines Chefs noch Bügel finden«, versucht der Kunde dem ihm nun etwas ungeschickt und hilflos erscheinenden Hausdiener aus seiner Misere zu helfen. »So gut kenne ich mich hier aber nicht aus«, weist der Hausdiener den Vorschlag des Kunden als nicht umsetzbar zurück. »Aber Sie werden doch wissen, wo sich Schränke befinden, in denen Sie freie Kleiderbügel auftreiben können?«, entgegnet der Kunde. »Die letzten Stunden reichten aber noch nicht aus, mich mit dem ganzen Umfang des Hauses vertraut zu machen, zumal ich mit der Abfertigung der ankommenden Gäste vollständig ausgelastet war«, zerstört der Hausdiener die Hoffnung des Kunden auf eine schnelle Beseitigung des Bügelmangels. »Stunden? Warum Stunden?«, fragt der Kunde verwirrt. »Ihr Chef hat meine Dienste doch nur von 18 Uhr bis Mitternacht gebucht«, erläutert der Hausdiener. »Gebucht?«, rufen nun der Kunde und der Blumenverkäufer entsetzt im Chor auf. Der Hausdiener ist nun seinerseits verunsichert und fürchtet, mit seinen Offenbarungen einen Fehler gemacht, die Vertrautheit mit dem Kunden und den mühselig und ihm immer noch sehr labil erscheinenden Frieden mit dem Blumenverkäufer beschädigt zu haben. Zur Beruhigung erwidert der Hausdiener: »Meine Agentur ist die beste in der ganzen Stadt.« Der Blumenverkäufer starrt den Hausdiener ratlos an, während er aus dem Augenwinkel die rot anlaufenden Wangen seines neben ihm stehenden Kunden wahrnimmt. Eine Ewigkeit verharren sie in Sprachlosigkeit.
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