Kommunikationsmaschine Blaster
Ein normales Konversationslexikon ist für die meisten seiner Benutzer nicht »kommunikativ«, der Blaster offensichtlich schon.
Einen schönen Beleg liefert der folgende Artikel:
* * *
Tinai schrieb am 8.12. 2002 um 14:49:41 Uhr über
Blastertheorie
Das mit den Foren sehe ich etwas anders.
.
.
.
»Lasst mich in Ruhe mit eurem Scheiss-Kindergarten-Getue«
* * * * *
Dieser Beitrag zeigt einige bemerkenswerte Phänomene:
1. Er bezieht sich wie selbstverständlich auf einen anderen Beitrag (»das mit den Foren«), den er nicht zitiert, sondern als Kontext-Wissen bei seinen Lesern (oder wenigstens einem speziellen Leser, dem Verfasser/der Verfasserin jenes Artikels) voraussetzt. Er verhält sich damit so, als wäre er in einer normalen face-to-face- bzw. chat-Kommunikationssituation, was eigentlich nicht der Fall ist.
2. Ähnliche Voraussetzungen über einen gemeinsam präsenten Kontext unterstellt er im 2. Satz, der das »Scheiss-Kindergarten-Getue« nicht weiter expliziert. Der user kommt gar nicht auf die Idee, daß der Bezug für seine Leser unklar sein könnte.
3. Er fühlt sich durch bestimmte Beiträge »in seiner Ruhe« gestört - eigentlich eine ulkige Vorstellung, bei einem lexikalisch strukturierten Lesewerk. Daß dergleichen artikulierbar ist, zeigt aber auf, wie dialogisch (auch im Sinne oraler Kommunikation) Blasterbeiträge von einzelnen usern aufgefaßt werden.
4. In die gleiche Richtung verweist die Emotionalität des Beitrags.
Fazit:
Aus diesen Beobachtungen (für welche es viele andere Belege gäbe!) ergeben sich Fragen nach der speziellen Kommunikationssituation im Blaster; deren objektiv-linguistische Klassifikation wäre nur eine Seite der Medaillie, die andere ihre Wahrnehmung und Interpretation durch verschiedene User. Ich vermute, daß die Blastergeschichte als Prozeß einer Erkundung bzw. Entfaltung entsprechender Interpretationsmöglichkeiten gedeutet werden könnte.
|